Politik um Leben und Tod

In 500 Jahren hat sich kaum etwas getan. Damals starben die Bauern in Frankenhausen, heute stirbt jeder fast überall auf der Welt. Das Fernsehen nennt es Politik, wir schauen es uns an.

00:00:00 Fernsehpodcast 169

Das Intro stimmt mit Clips über Todesfälle in der AfD und Protesten gegen einen Auftritt von Boris Palmer auf das zentrale Thema der Folge ein: die Verknüpfung von Politik, Gewalt und Tod. Die Sendung beginnt mit der These, dass das Mittelalter nie wirklich vergangen ist, sondern wir uns mittendrin befinden. 

00:02:15 Bauernschlacht

Der erste große Themenblock widmet sich der historischen Aufarbeitung der Bauernkriege vor 500 Jahren, angestoßen durch eine moderne Reenactment-Veranstaltung in Bad Frankenhausen. Stefan und sein Gast diskutieren die historischen Fakten: Die Aufstände waren zwar von hoch organisierten Bürgern mit konkreten sozialen Forderungen getragen, endeten jedoch in Massakern, da die Bauern den professionellen Heeren der Fürsten unterlegen waren und niemand bereit war zu sterben. Ein besonderer Fokus liegt auf der späteren Verklärung des Aufstands durch die DDR, die den Maler Werner Tübke ein monumentales Panorama des Massakers malen ließ, um die Bauern als heldenhafte Vorkämpfer des Sozialismus zu stilisieren. Die Diskussion schlägt den Bogen zur Gegenwart und kritisiert die Glorifizierung direkter Konfrontation in der Politik als gefährliches Vorzeichen für Bürgerkriege, während die eigentliche Befriedung historisch durch die Einführung von Distanz und symbolischen Medien wie Geld erreicht wurde. 

Hören


Unterstützen


Dieser Podcast entsteht mithilfe seiner Präsentatorinnen, Produzenten und Unterstützerinnen. Wenn du gerne zuhörst, unterstütze uns finanziell.

DE55430609676040226300

BIC: GENODEM1GLS, Postleitzahl 60529

Amüsante Verwendungszwecke haben die Chance, im Podcast gelesen zu werden.

00:33:19 Gaza

Der Fokus wechselt zur aktuellen Eskalation im Gazastreifen, die als „Chaos in Reinform“ beschrieben wird. Premierminister Netanyahus direkte Ansprache an seine Soldaten wird als dramatisches Eskalationssignal gedeutet. Während eine EU-Vizepräsidentin das Vorgehen Israels als Völkermord bezeichnet, distanziert sich die Kommission. Die Berichterstattung über „humanitäre Zonen“ und die Zwangsumsiedlung der Bevölkerung wird als zynisch und realitätsfern kritisiert. Das zentrale Ereignis ist der israelische Raketenangriff auf Katar während laufender Verhandlungen mit der Hamas – ein beispielloser diplomatischer Affront gegen einen wichtigen westlichen Vermittler. Als Motive für Netanyahus Handeln werden persönliche Interessen analysiert: Ablenkung von seinen Korruptionsprozessen und der strategische Versuch, den Krieg zu verlängern, um im Amt zu bleiben. 

01:07:36 Kriege und Allianzen

Dieser Abschnitt beleuchtet die globalen Machtverschiebungen. Zunächst wird eine Reise der Fraktionschefs von SPD und Union in die Ukraine als reiner PR-Akt für das deutsche Publikum kritisiert. Parallel dazu findet ein Gipfeltreffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit statt, bei dem Xi, Putin und Modi eine neue Weltordnung fordern – ein Ereignis, das in der deutschen Berichterstattung zunächst kaum Beachtung findet. Ein Besuch des deutschen Außenministers in Indien, um Deutschland als Alternative zu Trumps Amerika zu präsentieren, wird als wirkungslos dargestellt, da Indien längst auf eine „strategische Autonomie“ setzt und sich den neuen Machtblöcken annähert. Im Kontrast dazu stehen die Bilder einer gigantischen Militärparade in Peking, die Chinas gewachsenen Machtanspruch und eine neue, selbstbewusste Geschichtsschreibung demonstrieren. Dem gegenüber wird der Zustand der USA unter Trump als chaotisch und im Verfall begriffen dargestellt, bis hin zur Umbenennung des Verteidigungs- in ein Kriegsministerium als Signal für einen inneren Kampf. 

02:25:02 Unterstützerdank

Ein kurzer Dank geht an die Unterstützerinnen und Unterstützer des Podcasts.

02:27:14 Sozialstaatsreform

Zurück in der deutschen Innenpolitik wird die Debatte um eine Sozialstaatsreform analysiert. Die Auseinandersetzung zwischen Kanzler Merz („können uns den Sozialstaat nicht mehr leisten“) und Arbeitsministerin Baas („Bullshit“) wird von Kommentatoren wie Wulf Schmiese als reines „politisches Theater“ verharmlost – eine Darstellung, die scharf kritisiert wird, da sie die realen Konflikte unsichtbar macht. Faktenchecks im Beitrag zeigen, dass der Anteil der Sozialausgaben am BIP kaum gestiegen ist und das viel diskutierte Bürgergeld nur 4 % ausmacht. Umfragen belegen eine große Zustimmung in der Bevölkerung für höhere Steuern auf Reichtum und Erbschaften, doch die politische Debatte konzentriert sich stattdessen auf Kürzungen bei den Ärmsten, was die extrem niedrigen Zustimmungswerte für die Regierung erklärt. 

03:54:32 Autozukunft

Zum Abschluss wird die Zukunft der deutschen Automobilindustrie beleuchtet und als Sinnbild für die Innovationsschwäche des Landes dargestellt. Während VW eine „baldige“ Familie bezahlbarer E-Autos ankündigt, präsentiert der chinesische Hersteller BYD bereits heute eine Technologie, die 400 Kilometer Reichweite in nur fünf Minuten Ladezeit ermöglicht. Die Reaktion deutscher Politiker wie Markus Söder, die mit der Forderung nach „Technologieoffenheit“ am Verbrenner festhalten, wird als realitätsfern und marktignorant kritisiert. Der Podcast endet mit der düsteren Prognose, dass Deutschlands Politik und Wirtschaft den Anschluss an die globale Entwicklung verlieren.

7 Antworten

  1. Hab kein Spotify und Apple, kommt das auch auf Youtube?

    1. Youtube Upload läuft! ich habe den Audio Player vorübergehend eingebaut. Den Podcast gibt es ansonsten natürlich überall zu hören, wo man Podcasts hört

      1. Danke!

      2. Kann die Folge auch nicht runterladen mit antennapod

  2. Der Feed ist mal wieder kaputt

  3. Mein Podcast-Player (AntennaPod, aber auch alle anderen) zeigt diese neue Folge an, kann sie aber nicht herunterladen; ebenso auf der Webseite. Der Link im RSS-Feed führt (wird umgeleitet) auf eine arabische Seite namens: „SwiftNews.com“ (https://swiftnewz.com/archives/592965). Der Link sieht korrekt aus bis auf die fehlende „abcd2345“.mp3-Datei am Ende.

  4. Bzgl. Israels Angriff auf Qatar: Dieser Angriff hätte ohne die Unterstützung der USA nicht stattfinden können. Israel musste über Syrien und den Irak fliegen, das funktioniert nicht, ohne die Hilfe der USA, die die Kontrolle im Irak haben. In Qatar ist die größte Basis der USA in Westasien, ohne das Wissen der USA, wären die Flugzeuge der Israelis angegriffen worden. Man kann sich schwerlich vorstellen, dass es ohne die USA funktioniert hätte.

    Außerdem, keine Angst vor Verschwörungstheorien, sieht man ein Muster. Die USA setzen Verhandlungen an, Israel bingt die Verhandler um, das war mit dem Iran so, das ist nun mit Qatar/Hamas so. Man hat sie in Sicherheit gewogen, um sie umzubringen. Vor kurzem meinte Stefan noch, dass Putin Angst gehabt hätte nach Alaska zu reisen, das würde auch ins Muster passen.

    Bzgl. USA und EU. Ich glaube, die Europäer sind ohne die USA nicht handlungsfähig. Die jahrzehntelange Politik der USA, der Dominanz und der Einbindung der Europäer über NATO und Co. machen Europa abhängig von den USA. Wenn die USA sagen, wir stellen kein Geld und keine Waffen mehr für die Ukraine, so kann das Europa nicht allein ausgleichen. Und so bald die USA sagen, wir haben erreicht was wir wollten und ziehen uns aus der Ukraine zurück, dann war es das für die Ukraine. Klar, kann dann die Ukraine oder Europa sagen, wir erkennen den Friedensplan zwischen den USA und Russland ohne unsere Beteiligung nicht an, nur werden sie ohne die USA niemals was besseres erreichen können. Dass die EU, Israel und USA in Palästina freie Hand lassen, ist nicht nur mit dem kranken deutschen Staatsräson-Verhalten gegenüber Israel zu erklären. Die EU muss die USA im Ukraine-Krieg halten und schaut deshalb über Israel/Palästina hinweg.

    Bzgl. der Brücke in Lüdenscheid: Das ist schon nicht irgendeine Brücke. Das ist eine Autobahnbrücke der A45 (Dortmund – Gießen – Frankfurt/Main). Wer aktuell aus dem Ruhrgebiet, allgemein dem Mittleren Norden kommt (z.B. auch Bielefeld) und nach Frankfurt möchte würde eigentlich über die A45 fahren, muss nun aber entweder über Köln oder Kassel ausweichen. Oder man muss sich durch Lüdenscheid quälen. Deshalb ist das eine sehr wichtige Brücke. Außderdem ist es eine Brücke, die ein sehr tiefen Tal überbrückt, die baut man auch nicht einfach so mal wieder da hin.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

weiterleiten via...
Your Mastodon Instance