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Wir diskutieren das Hören und Lesen von Büchern, reden über Schreibwerkzeuge und machen einen ersten Ausflug in die Rentnerrepublik

2018, Stefan Schulz
Talkradio
https://stefanschulz.com/talkradio

Wir diskutieren das Hören und Lesen von Büchern, reden über Schreibwerkzeuge und machen einen ersten Ausflug in die Rentnerrepublik

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Moin

Intro

Ich:
[0:20] So ist das und so klingt das in einem Podcast.

[0:26] Das hier ist ein Gespräch über Bücher und über eins im Speziellen nämlich die Rentnerrepublik, das man noch nicht kaufen und lesen kann, was bald kommt. Wir werden es erst noch schreiben müssen.

[0:38] Dieses Gespräch, was wir hier haben ist der Weg dahin. Im August 2018 ist das jetzt die zweite Ausgabe des Talk Radios zum Buch die Rentnerrepublik.

[0:54] Ihr habt's gehört. Dieser Einstieg klang schon anders als beim letzten Mal bei der ersten Ausgabe.
Das kommt so vor, manchmal nennt man das in der Podcast-Landschaft auch Nullnummer, was letzte Woche stattfand. Das ist hier anders. Es war eine reguläre Ausgabe 1. Das ist die Ausgabe Nr. 2.
Ich verbleibe heute noch bei Formatfragen, es gibt noch einige zu diskutieren und diskutieren ist ein gutes Stichwort, denn es gab sehr gute Reaktionen von euch auf die erste Ausgabe.
Wir werden ausführlich Kommentare lesen. Zuvor aber zwei kleine Danksagungen zum einen Mathias und Markus.
Unser super FeuilleTon-Team, um es ein bisschen kompliziert auszudrücken, also unsere beiden Feuilletonisten des Aufwachen-Podcasts haben
gemeinsam, musikalisch Matthias, in der Stimme Markus, dieses Intro gezaubert, das mir außerordentlich gut gefällt, weshalb wir es jetzt jedes Mal spielen.
Vielleicht kommt immer mal noch ein bisschen Zauber dazu.

[2:00] Zum zweiten herzlichen Dank an Marc, du bist der erste Käufer meines Buches.
Ich habe es auf der Seite so ein bisschen formuliert unter diesem "Unterstütze mich"-Link. Ich schreibe hier ohne Verlag, damit auch ohne Verlagsvorschuss. Gleichzeitig ist immer eine gute Idee bei solchen Projekten einfach auch eine IBAN mit auf die Seite zu schreiben, man weiß ja nie was passiert.
Marc hat 100 Euro geschickt, mir eine E-Mail geschrieben, auf die ich ihm noch antworten werde.
Ich hab es nicht übersehen, Marc. Herzlichen Dank auch dafür, ist natürlich eine andere Diskussion, die jetzt inhaltlich hier wenig eine Rolle spielt, aber herzlich Willkommen du bist der Käufer dieses Buches, würde ich sagen.
Und damit stürzen wir uns in die Thematisierungen dieser zweiten Ausgabe, die sich weiträumig nochmal auf die Thematisierung der ersten Ausgabe beziehen jetzt mit euren Reaktionen.
Bevor ich dann nochmal eine neue Formatfrage in den Raum werfe und, da die Kommentare das anboten, kommen wir dann auch nochmal kurz auf die Rentnerrepublik inhaltlich zu sprechen.
Ich will es nicht nach hinten schieben, bei einem Kommentar mach ich's, bei den anderen nicht, weil warum, wir können hier machen was wir wollen. Also Kommentare.

Medienkonsum: Hören Und Lesen

[3:13] Schon der erste Kommentar von Sadu zeigt, dass wir im Grunde alle eine Wellenlänge haben, auf einer Wellenlänge sind hier in diesem Podcast.
Er schreibt: Ich höre sehr viele Podcasts und auch Bücher und ich möchte dies auch nicht missen.
Aber in einem Punkt funktioniert dieses Medium für mich überhaupt nicht und zwar bei Sachbüchern.
Während ich Literatur wie Harry Potter oder andere Geschichten fast unbegrenzt konsumieren kann und auch meine Gedanken auf diese Geschehnisse fokussieren kann, gelingt mir dies bei Sachbüchern kaum.

[3:45] Und ehrlich gesagt, ja das stimmt.

[3:48] Er nennt Harry Potter, genau Harry Potter hatte ich auch im Ohr, als ich nochmal drüber nachdachte.
Denn Rufus Beck, das war ja eine legendäre Leistung, in England hat es Stephen Fry gemacht.
Da hat Gert Heidenreich wahrscheinlich recht.
Da wird das Buch gelesen, mit einem Regisseur, jeder einzelne Satz wird sich auch tatsächlich angehört und im Zweifel neu gesprochen.
Und da hat man am Ende eine Produktion die vielleicht tatsächlich über den geschriebenen Text hinausgeht, wobei dann immer noch zu fragen ist, was geht im Kopf des Lesers vor.
Wobei diese Vergleiche fast immer so ein bisschen Quatsch sind, das ist wie einen Film mit dem Buch zu vergleichen. Es sind zwei verschiedene Medien.
Vielleicht muss man einfach das hier auch genauso einsehen. Es sind verschiedene Medien: Bücher - gehörte Bücher.
Aber ich würde auch sagen Gert Heidenreich hat vielleicht recht, bei dieser Art von Literaturverlesung da kann man tatsächlich mehr rausholen, als man wenn man kurz vorm Schlafengehen noch mal eine Stunde im Buch liest, selber da raus angelt. Aber es ist wie gesagt Belletristik und auch darauf das Argument beschränkt.
Und da kommt es dann vielleicht, obwohl der einzelne Satz so durchgestylt werden kann, auch weniger auf den einzelnen Satz an, sondern mehr auf den Ton, den man trifft. Rufus Beck hat ja jede Stimme selbst gesprochen und dann große Variationen gezeigt.
Der Ton macht da die Musik und es sind längerfristige Zusammenhänge, große Bögen die in den Büchern geschlagen werden.
Das ist bei Sachbüchern anders, denn er schreibt, und auch dieses Beispiel ist mir total präsent, weil ich das auch als Hörbuch gehört habe:
"Zuletzt habe ich es bei 'Schnelles Denken, langsames Denken' gemerkt.
Ich musste mir Passagen mehrfach anhören, um den Gedanken des Autors folgen zu können, beziehungsweise konnte ich mehrfach nicht mehr die Herleitung der aktuellen Aussage nachvollziehen, da die vorangegangenen Sätze nicht hängengeblieben sind."
Also genau bei diesem Buch habe ich das auch festgestellt, Sadu hat wahrscheinlich die gleiche Hörbibliothek wie ich. Im Hörbuch kann man nicht blättern und nicht verweilen.
Also man ist auf einen Rhythmus beschränkt, den kann man weder verlangsamen noch beschleunigen. Und das ist ein echtes Problem.

[6:01] Und Podcasts, wie bei Hörbüchern auch, mit höherer Geschwindigkeit, ist jedenfalls auch mein Eindruck, gilt dann für Bücher und Podcasts in gleichem Maße:

[6:12] Wenn es spontanes Sprechen ist, bei dem eine Argumentation entfaltet wird und Spontanität den Sprecher selbst überrascht, da kann man höhere Geschwindigkeit hören, da kann man auch länger durchhalten.
Wenn es aber die Aneinanderreihung durchdachter fertiger Urteile ist, wie bei Sachbüchern das ja nun mal so ist, das ist ja die Qualität des Sachbuchs, dass es eben nicht zu ausufernd ist und sich auf das Wesentliche beschränkt, ist es einfach schwierig zu hören.

[6:40] "Im Gegensatz dazu," schreibt Sadu weiter, "Im Gegensatz dazu fällt es mir viel leichter komplexe Texte zu verarbeiten, wenn ich sie selbst lese.
Es ist, als ob der Zwischenspeicher für das Gelesene größer ist und mein Gehirn davon ausgeht, dass ich mit dem Stoff noch weitere Gedanken verarbeiten möchte.
Zumal man in einem Text viel einfacher zwischen den Zeilen springen kann um Zusammenhänge herzustellen.
Es ist als ob mein Hirn beim Lesen aktiver ist, wenn das gesprochene Wort nur einen passiven Mindset auslöst."
 Ja hören, also hören ist im Grunde eine passive Sache für uns, dadurch dass wir es nicht abschalten können, hat uns die Natur irgendwie so ein Zwischending zwischen findet halt immer statt,
aber kann man sehr leicht ausblenden, wenn auch nicht ausschalten, so ein Zustand gegeben. Das ist beim Sehen natürlich ganz anders, beim Sehen haben wir Fokus, den haben wir beim Hören gerade nicht.
Und um fürs Hören einen Rahmen zu schaffen, bei dem der Transport von Inhalten und nicht etwa das Einhegen in Stimmungen und so ein bisschen die Übermittlung von Gefühlslagen usw. eine Rolle spielt,
um so ein Setting herzustellen ist doch sehr viel Arbeit notwendig. Das kennt jeder aus der Universität oder aus der Schule.
Zuhören erfordert einen Hörsaal.
Der Hörsaal ist dadurch gekennzeichnet, dass er Kommunikation unterbindet so voll er auch ist, nur eine Person darf sprechen.
Es gibt einen klaren zeitlichen Rahmen, alle wissen wann es so ungefähr endet, damit nicht plötzlich, das merkt dann jeder, dass es stört, wenn so Reihen aufstehen müssen, weil irgendwer sich herausdrängeln will.
Ruhe ist also eine der großen Funktionen von Hörsälen und es muss aktiv hergestellt werden bis hin zu sozialer Pflicht, die dann einfach stattfindet.
Entweder die Anwesenheitspflicht, um überhaupt an diesem Event teilzunehmen und dann auch Verhaltenspflichten, die sich dann entweder verordnet oder durch soziale Kontrolle einspielen.
Ganz anders dagegen Lehrbücher. Lehrbücher kann man überall lesen, während man für die Vorlesung den Hörsaal braucht, kann man Lehrbücher mittlerweile sogar unter Wasser lesen.
Die Blätter für deutsche und internationale Politik werben mit einem Bild, wo jemand mit seinem Handy unter Wasser sitzt, auf einer Treppe gelehnt und schwermütige politische Texte liest.

[9:08] Nächster Kommentar von xxo: "Mir geht es ähnlich wie Sadu beim Thema Hörbuch oder Hörbücher.
Wenn ich jedoch zum Beispiel einen Vortrag zu komplexen Themen neben dem Hören auch schauen kann, geht es wieder besser.
Scheinbar brauche ich den visuellen Input, um bei der Sache zu bleiben."
Das ist ein Phänomen das wir alle kennen. Das läuft natürlich ein bisschen unter Multimedialität.

[9:34] Vielleicht kann man es auch ein bisschen trainieren. Ist so eine Frage, etwas hören und dabei den Blick schweifen lassen kann die Konzentration steigern, Augen zu machen natürlich auch. Augen zu machen ist natürlich wieder mit zum Schlafen verbunden.
Podcast zum Einschlafen, weiß man dann am nächsten Morgen noch was man gehört hat. Wohl eher nicht.
Vorlesungen so zu konsumieren ist auch schwieriger, vor allem wenn sie prüfungsrelevant sind.

[10:00] Beim Lesen muss man dann auch wieder überlegen, kann man das Hören nebenbei ausblenden, kann man gut lesen, wenn man im Park ist.
Man kann auf jeden Fall lesen und sich Sachen markieren.
Aber ist man richtig bei der Sache, wenn man auditiv abgelenkt ist.
Das Zusammenspiel von Sehen und Hören hat wahrscheinlich einen Steigerungseffekt, aber wer weiß, die Trainingsfrage hat mich früher mal sehr interessiert, als ich festgestellt hab oder dieses Argument aufkam: Google-Maps. Also wir wissen heute, es gibt Studien dazu,
wenn wir Google-Maps nutzen, schalten wir in dem Moment unser Gehirn, was diese Orientierungsfragen ist, richtig aus.
Wir verlassen uns komplett auf die Karte und wir alle kennen das fotografische Gedächtnis, das in der Fachsprache eidetisches Gedächtnis heißt, und da kann man sich sehr gut selbst prüfen, wenn man in der Stadt ist und man hat so einen kleinen Fußweg, man muss vielleicht um fünf Ecken laufen: Wie viel davon kann man sich eigentlich merken?
Und wie macht man das? Behält man die Karte vor Augen, auch wenn man nicht auf sie blickt?
Also ich leide an dem Schicksal, dass ich fast vor jeder Kurve mich nochmal neu vergewissern muss, ob das jetzt wirklich die Abbiegung ist, die ich nehmen muss.

[11:16] Man geht wohl davon aus, dass so fünf bis zehn Prozent von Kindern überhaupt so eine Art von eidetischem Gedächtnis haben, also zum Beispiel nachzeichnen was an der Tafel ist, auch wenn sie die Tafel nicht mehr sehen.
Das verwächst sich allerdings, im Erwachsenenalter gibt es sowas kaum.

[11:34] Also sehen und sich Sachen merken kann trügerisch sein.
Sehen aus Buchstaben die Transferleistung zum Sinn ist schwierig. Hören ist schwierig weil es keinen Fokus gibt.
Die Art und Weise wie wir Informationen aufnehmen ist also eine laufende Diskussion.
Jeder muss es ein bisschen für sich selbst austesten.
Und vielleicht trainieren, je nachdem ob es da Trainingseffekte gibt.
Aber dass sie sich schon im Mittelalter mit dem Bücher verschlingen so viel Gedanken gemacht haben, zeigt ja nur, dass wir ein laufendes Problem haben.

[12:08] Zum Hören jedenfalls. Ich hab noch zwei Texte verlinkt, die ganz in einem interessanten Wechselspiel sind nämlich beide Juli und August 2017.
'Speed up your Podcasts for more efficient listening'.
Das ist natürlich die eine Sicht. Schneller hören. Das ist ja auch die Frage die uns beim Podcast auch sehr beschäftigt.
Manche Podcaster nehmen es einem ja sehr übel, wenn man ihre Podcasts in höherer Geschwindigkeit hört, ist bei mir gar nicht so.
Ich fordere alle auf mindestens 1,4fach vielleicht sogar 2fach zu hören,
allerdings wieder die gleiche Sache wie schon generell für Hörbücher auch, uneditierte Gespräche kann man schneller hören, ja weil sich dann so Sachen langsam entfalten und die Redundanz höher ist.
Aufwendig produzierte Stücke sind natürlich schlecht zu konsumieren in höherer Geschwindigkeit, weil der Satz, der Relevanz hat, der wird zwar einmal betont ausgesprochen, aber es bleibt eben genau bei diesem einen Male.
Also muss man mal, könnte man mal eine große Studie machen: Podcasts, die man mit höherer Geschwindigkeit hört, könnte man nicht Inhalte rausnehmen, verdichten, also sozusagen Arbeit auf der editorischen Produzentenseite,
dagegen ausspielen, dass man sie dann doch wieder in einfacher Geschwindigkeit hört.

[13:25] Der zweite Text genau das Gegenteil: 'Speeding up your Podcasts won't solve your Problems'.
Es ist ein Text von The Ringer, wo sie sich auseinandersetzen mit digitalem Medienkonsum. Allerdings da ein interessantes Argument deswegen nenne ich es hier:

[13:42] Ab 1,5facher Geschwindigkeit steht sich das Gehirn selbst im Weg, einfache Geschwindigkeit ist aber auch zu langsam eigentlich. Also das Gehirn kann ein bisschen schneller mitdenken als motorisch der Mensch befähigt, ist sprechen zu können.
1,25 ist der sweet spot, das kann sich jeder merken und austesten. Mir ist das auch aufgefallen. Englische Sachen hör ich nicht ganz so schnell.
Wenn ich englische Podcast über 1,2-, 1,4-fache Geschwindigkeit höre,
habe ich das Gefühl, wenn ich dann wieder in einfacher Geschwindigkeit höre, die sind irgendwie besoffen, da kommt nicht viel bei rum, es klingt klüger, wenn es auf 1,2-1,4facher Geschwindigkeit ist. Kommt ein bisschen auf den Sprecher an, aber sweet spot 1,25 über alle Podcasts hinweg ist glaube ich ein sehr guter Wert, den man sich auch merken kann.

[14:36] Wobei ich das dann immer noch unterstütze, also bei mir selbst wenn ich Fahrradfahrer oder auch so,
wenn ich was Interessantes im Podcast höre, verlasse ich mich niemals auf mein Gehirn, dass ich mir das für später merke, sondern ich mache mir immer einen Screenshot von der Zeitmarke, so dass ich später nochmal zurück springen kann.
Es gibt keine bessere Möglichkeit, also irgendwie Bookmarks oder so.
Es gibt keine App. Bei Audible gibts das für die Bücher, finde ich auch eine sehr gute Funktion, weil da gleich ein Clip mit gespeichert wird, also nicht nur die Zeitmarke und eine Sprungmarke, sondern gleich ein kurzer Ausschnitt der Datei selbst.

[15:12] Aber ich kenne keine Podcast-App, vielleicht hat jemand eine Empfehlung, in der das geliefert wird.
Auf der anderen Seite, ich mache mir einen Screenshot, der wird automatisch irgendwo in die Wolke hochgeladen.
Ich lad den auf meinem Computer wieder runter, hab ihn hier präsent und dann rufe ich mir die Datei auf.
Ist jetzt auch keine große Hürde, aber wenn ihr Medien auditiv konsumiert, verlasst euch nicht auf euer Gehirn.
Ihr vergesst, was ihr euch merken wolltet.
Ganz wichtig. Macht euch eine Notiz oder einen Screenshot.
Bene schreibt: "Dein Vergleich von Fitnessstudio in der postindustriellen Zeit hat mich auf den Gedanken gebracht, dass der Rückgang des Lesens und die Entwicklung der Literatur auch eine Folge des veränderten Arbeitsmarkts sein könnte.
Personen, die beruflich quasi die ganze Zeit lesen und schreiben, von teilweise komplizierten Texten beschäftigt sind, wollen dies nicht auch noch in der Freizeit tun.
Dadurch kommt dann eben die körperliche Bewegung in der Freizeit statt bei der Arbeit.
Dann wäre die Zuordnung lesen ist gleich Arbeit, Bewegung ist gleich Freizeit statt Bewegung ist gleich Arbeit, lesen ist gleich Freizeit.

[16:20] Mir als Student geht es jedenfalls so." Da scheint was dran zu sein, ist auch meine Beobachtung.
Das wird gerne unterschätzt, auch wenn z.B. wie wir das letze Mal gehört haben, die Textqualität und das Lesen als Kulturform in so einem Abwärtsstrudel gefangen sind.
Es wird doch heute sehr viel mehr gelesen und geschrieben als jemals zuvor.

[16:44] Zwar nicht in der Form des hoch klassischen Buches, aber schon allein was seit dem Aufkommen der SMS und jetzt von WhatsApp und den ganzen Messenger-Diensten und diese ganzen kleinen Bildunterschriften, die man sich macht.
Ich meine, selbst bei Instagram sind die Bildunterschriften so lang,  obwohl die alle auf einem Handy geschrieben werden.
Ich bin manchmal ganz beeindruckt wie viel Gedanken sich Menschen noch zu ihrem Bild machen, obwohl jetzt alle Twitter verlassen und zu Instagram gehen, weil da der Text nicht so präsent ist, ist so mein Eindruck, wird da doch relativ viel geschrieben und wenn man das hochrechnet, schlägt das auf jeden Fall alle Zeiten vor uns.
Auch wenn man dann wieder die typischen Diskussionen über Textqualitäten usw.
hat, Feuilletonproduktion ist das jedenfalls nicht.

Produktion: Books On Demand

[17:28] Zur Produktion würde ich auch noch ein paar Sachen sagen. Tobi123 hat geschrieben: "Book-on-Demand-Produktionen weisen oft eine sehr schlechte Qualität auf.
Folgen sind sehr schlechte Papierqualität, schlechte Bindung, miserable Typografie, Rechtschreibfehler, beschissenes Coverdesign etcetera.
Diese Punkte bezüglich der allgemeinen Verarbeitung sind mir sehr sehr wichtig. Wie es auch im Podcast heißt: Das Buch ist perfekt und da sollte dem Buch der Dienst erwiesen werden, gewisse Mindeststandards der geistigen Produktion und Manifestation einzuhalten. Leseempfehlung:
die perfekte Lesemaschine von Roland Reuß gibt einen hervorragende Überblick."

[18:12] Ich zitiere mal kurz vom Wallenstein Verlag, der dieses Buch herausgegeben hat: "Roland Reuß untersucht am Beispiel von Innenlayout, Typografie und Materialentscheidungen (Papier, Bindung),
wie sich in den vergangenen 200 Jahren die Beziehung von Büchern zu ihrem Inhalt realisiert und auch verändert hat.
Im Mittelpunkt dieses Buches steht die Frage nach der spezifischen Ergonomie eines Buchdesigns, das für die Vermittlung kultureller Überlieferung von zentraler Bedeutung ist und bleibt und wegen seiner haptisch sinnlichen Dimension durch digitale Medien nicht ersetzt werden kann."
Roland Reuß ist mir natürlich ein Begriff.
Ich weiß noch genau: Es gab manchmal so Phasen im FAZ-Feuilleton, wo wir so in der Konferenz saßen und ein Text nach dem anderen von Roland Reuß einrollte.

[19:03] "Das Abendland ist bedroht, das Buch ist betont,  das Feuilleton ist nicht mehr so schön, was macht Google da, wo sind meine Bücher hin, warum wird das alles digitalisiert, denkt denn niemand an die Urheber und die Studenten können auch nicht mehr lesen".
Also diese ganze Reihe an Text-Vorschlägen kam. Ich fand das immer faszinierend, mit welcher Vehemenz man das immer gleiche, nicht das immer gleiche Argument, aber das immer gleiche Problembewusstsein in allen möglichen Facetten ausbreiten konnte, ich allerdings bin skeptisch.

[19:35] Wenn er von Lesemaschine schreibt und das Buch meint, würde ich sagen, also meine Lieblingslesemaschine ist mein Kindle. Ich finds faszinierend dieses digitale Papier. Ich bin davon noch mehr beeindruckt als Matthias Döpfner, der damals beim Global Media Forum 2015 oder 2014 völlig aus dem Häuschen war und meinte,
bald haben wir das faltbare digitale papier und dann geht es auch meinen Zeitungen wieder gut.
Ich bin noch mehr begeistert von digitalem Papier, auch wenn ich es noch nicht falten kann, aber der Kindle - ich weiß Amazon böse böse - aber der Kindle ist einfach eine sensationelle Entwicklung und wir haben ja in der FAZ nicht ohne Grund in schönen Spalten geschrieben.
Also ich finde zum Beispiel das Buch ist im Grunde zu breit, so eine Zeitungsspalte ist noch viel perfekter. Stellt sich raus: Wenn man mit welcher App auch immer auf seinem neuen, nicht 16:9 sondern noch viel 17/18/19:9 usw.
formatigen Displays liest, hat man im Grunde ne wunderschöne Zeitungsspalte auf seinem Handy mit 400 Pixel per Inch.
Und es ist best-aufgelöst, absolut perfekt zu lesen.
Also ich bin absolut kein Anhänger vom gedruckten Buch,
aus Lesersicht. So als Datenspeicher ist ein gedrucktes Buch natürlich ziemlich perfekt, aber aus Lesersicht bin ich vom Papierbuch völlig abgerückt.
Ich verstehe natürlich sehr, dass es da immer noch Anhänger gibt. Aber wer ein Kindle und ein tolles Smartphone hat, der weiß nicht wozu der noch ein Buch braucht, wenn er wirklich an den Informationen im Moment interessiert ist und nicht sozusagen an der Schmökerei, dafür ist ein gedrucktes Buch natürlich richtig geil.
Wenn man so ein richtiges Regal vor sich hat und dann einfach mal da durch zappen kann.

[21:27] Auf der anderen Seite finde ich auch die Abwendung vom gedruckten Buch, was die Leserperspektive angeht, hat auch nochmal - da steckt noch mal ein Argument der Befreiung drin.
Es ist doch ein anderer Umgang mit Text, wenn man ihn sich selbst gestalten kann, sowohl was Spaltenbreite, Schriftart, Schriftgröße usw. angeht, da kann ein Buch nun, also ein gedrucktes Buch, gar nicht mithalten und es sind aber Vorzüge, die man erst richtig zu schätzen lernt, wenn man mal ein bisschen herumgespielt hat mit den Möglichkeiten, die das Digitale da so liefert.
Auf der anderen Seite, das hier nur kurz erwähnt, Schirrmachers 'Wer liest wird gelesen' ist natürlich ein echtes Problem, hat aber mehr mit dem Vertrieb von Büchern zu tun, weil wenn wir alle Kindle lesen, klar, diese Kindle Sachen werden zurück, also direkt zurückgemeldet. Man kann es zwar auch deaktivieren, macht aber keiner.
Aber das hat erst mal mit dem E-Book an sich nichts zu tun. Man kann auch E-Books lesen ohne die ganze Zeit überwacht zu werden, was man denn da liest.

[22:21] Für eine Sache noch muss ich nochmal Amazon nennen, es spielt ja auch eine Rolle für mich jetzt, weil ich die Rentnerrepublik natürlich auch drucken werde und das Format, da bin ich schon ziemlich entschieden wird, dieses pocket book von Amazon sein.
Nicht nur weil sie das Rund-um-Paket machen mit "Lade diese docx-Vorlage runter und dann kannst du direkt reinschreiben, was ich übrigens jedem Autor empfehle, in dem finalen Design zu schreiben und nicht irgendwie auf A4 irgendwas und so und dann sieht der Text ganz anders aus danach, sondern man muss im fertigen Design schreiben.
Da gibt es eine gute Vorlage und es läuft am Ende auf, und da kann man ja mal gucken, diese Amazon Pocket Books für 4,99€.
Keine Ahnung, was das für eine Bindung ist, ob das heiß oder warm geklebt ist oder wie auch immer.
Aber es ist einfach ein sensationelles Produkt, so als haptisches Produkt für 4,99€, das ist ein bisschen wie Smartphones für 300€.
Die dürfen dann auch mal runterfallen und die nimmt man auch mit an den Strand und die darf man auch mal in den Sand legen.
Ganz anders als jetzt diese Hardcover-Dinger für 21,90€, mit dem man dann eben nicht so umgeht, wie man mit Büchern eigentlich umgehen sollte. Das ist so ein bisschen das Argument von Casey Neistat, wenn du eine Kamera hast, die dir zu wertvoll ist um sie mit rauszunehmen, ist es eine scheiß Kamera, egal was sie macht.

[23:38] Kein Wunder, dass jetzt alle mit ihrem Smartphone fotografieren und mal richtig interessante Bilder entstehen, weil es eben nicht nur auf die Bildqualität, sondern vor allem auf das Motiv ankommt.
Und da, Amazons Projekt mit diesen 4,99€ Büchern, die noch mal halb so billig sind oder halb so teuer, je nachdem, wie die Taschenbücher der Verlage, also da finde ich müssen die Verlage langsam mal ein bisschen aufwachen, weil irgendwann kriegen die Leute auch mit, dass das einfach ein tolles tolles Format ist und dass man Bücher vielleicht auch des Lesens wegen kauft und nicht damit sie später gut im Regal aussehen oder wie diese bescheuerten Visitenkarten, die man nicht knicken kann, irgendwie so "Oh, das ist aber eine tolle Visitenkarte", ne, dafür braucht man, also wer dafür Bücher braucht, hat vielleicht am Medium Buch sich auch ein bisschen versündigt.
Na gut. Hendrik.

[24:29] Für die gedruckte Version weist er darauf hin: "Zumindest für den Weg vom Manuskript zum gesetzten Text gibt es sehr gute Lösungen. Pandoc übersetzt automatisch von einem Format ins andere, z.B.
das Manuskript im Markdown-Format oder Word in ein professionelles druckfertiges PDF via LaTeX und in diverse E-Book Formate."
Genau, "für LaTeX benötigt man dann nur ein gutes Template für Bücher und schon hat man das, was sonst der professionelle Schriftsetzer macht, erledigt.
Der LaTeX-Algorithmus funktioniert seit 30-40 Jahren fast unverändert -" Das stimmt. "- und es wurden bereits Millionen Artikel und Bücher höchster Qualität im hauptsächlich naturwissenschaftlichen Bereich so gesetzt."

[25:12] Da stimme ich absolut zu, das auch nur als Widerspruch zu Tobi123.
Es ist nicht so, dass die Verlage heute die hochwertigsten, wenn man denn überhaupt so etwas will, hochwertigsten Bücher produziert.
Sondern es sind tatsächlich druckfertig angelieferte Sachen, bei denen die Druckereien als Dienstleister auftreten für alles Mögliche, Hochzeitsbücher, Unternehmensfeierbücher, irgendwelche Jahrbücher und so weiter und so fort.
Das ist tolle Qualität, also da wo die Verlage sozusagen nicht eins zu eins vom Autoren über den Lektor bis hin zum Druck durchgreifen, sondern wo man einfach von den Druckereien eine Dienstleistung haben will.
Das ist ja in dem Fall dann auch wieder gegeben. Da kriegt man im Grunde die besten Resultate und den Hinweis von Hendrik, das ist absolut richtig, seit 30 bis 40 Jahren ist das so möglich.
Ich habe jetzt den Luxus, ich kann mich einfach bei Amazon, also das Docx runterladen, weil ich weiß, da hab ich dann eine on-demand-Druckerei hinten dran kleben und ich bin mit dem haptischen Produkt vollends zufrieden.
Hendriks Weg ist der, wenn man dann doch nochmal im wissenschaftlichen Bereich spezifische Druckvorgaben einhalten muss und so weiter und so fort, ist im Grunde wie einen Podcast selber hosten, so wie dieser.
Aber es gibt halt auch sehr viele einfache Möglichkeiten, gehst zu podigee, lädst eine Datei hoch, fertig ist die Maus.

[26:33] Und so kann man mit Büchern heute auch umgehen und das finde ich eine große Errungenschaft, weshalb ich auch das alles sehr gern nutze. Zur Arbeitsweise, Susanne fragt.

Arbeitsweise: Pinboard & Citavi

[26:44] Ich finde es ganz interessant, wie sie fragt, weil ich dachte, das wäre alles super selbstverständlich, aber ist es anscheinend nicht. Also: "Ich finde deine Arbeitsweise sehr interessant.
Was meinst du mit Pinboard, ist das digital oder wirklich im Raum?"
Also ich sitze hier nicht wie ein Detektiv und habe eine Wand voller Nadel und Papier, in denen ich irgendwelche Fäden ziehe, sondern pinboard.in, eine Webseite betrieben von Maciej Cegłowski, der seit ungefähr zehn Jahren oder vielleicht sogar länger so eine Art Bookmarking-Dienst betreibt, und den empfehle ich sehr zu nutzen, weil er überall einfach zur Hand ist.
Also ich kann quasi überall, egal auf welchem Gerät ich lese, selbst auf dem Kindle, falls ich mal irgendwas lese, im Web oder so, kann ich mir ein Bookmark bei pinboard setzen, ein Hashtag dranhängen und den später aufrufen und damit alles machen.
Das ist - mein ausgegliedertes Gehirn ist nicht mehr Google, wo ich alles finde, sondern Pinboard, wo ich mich an alles erinnere, an was ich mich erinnern möchte.

[27:48] Außerdem falls ihr so ein Dienst nicht braucht, aber trotzdem interessiert seid, der Herr Cegłowski, der pinboard betreibt, betreibt einen sehr lustigen Twitter-Account.
Also wer mal einen anderen Blick aufs Silicon Valley und die Gesamtsituation haben will, der ist da gut aufgehoben, @pinboard bei Twitter.

[28:04] Susanne schreibt weiter: "Auch sehr spannend, dass du die Texte diktiert hast für Bücher. Wurde das von einer Software als Text dargestellt oder hast du dir das angehört und selbst entschieden wie und was du als Text eintippst?"

[28:20] Also ich diktiere das und dann ist das sofort Text und nur deswegen mache ich das.
Es hätte gar keinen Sinn, irgendwas zu diktieren und mir das später anhören zu müssen und dann auch noch selbst abtippen, sondern die Software ist vielleicht bekannt: dragon, davon diese professionell Reihe, der Hersteller heißt Nuance.
Früher hieß das NaturallySpeaking oder so.

[28:45] Das ist zumindest für Windows eine sensationelle Technologie. Ich hab das dann noch gekoppelt mit so einer Funkstrecke.
Also ich laufe während ich Texte schreibe in meinem Zimmer auf und ab und hole mir auch mal ein Kakao aus der Küche, rede dabei und guck dann immer mal auf den Bildschirm, ob alles gut angekommen ist.
Und das ist meistens der Fall. Also man kann den Kopf fast ausschalten, den Computerbildschirm ignorieren, während man zurückgelehnt dasitzt, sein Skript in der Hand hält und Texte formuliert und ich weiß sehr viele Studenten machen das immer noch nicht. Ich kann es nicht verstehen. Ich empfehle jedem ab dem ersten Semester guckt euch Diktat-Software an.
Es nimmt euch sehr viele Sorgen eures Lebens, ihr verpasst sonst was.
Wenn ihr euch das erst im dritten Semester anguckt, werdet ihr euch ärgern, dass ihr euch ein Jahr rum gequält habt mit Text per Hand schreiben, trotzdem bitte mit zehn Fingern schreiben.
Ich kann das gar nicht sehen wenn sich Leute ihre Zeigefinger abbrechen und stur auf die Tastatur starren müssen beim Schreiben. Nicht mal mehr auf den Bildschirm starren, das ist das Ziel beim Schreiben.

[29:56] Susanne schreibt weiter: "Besonders erstaunt war ich darüber, was du über Citavi gesagt hast. Ich kenne das so, dass man direkt Citavi recherchiert und dort seinen ganzen Haufen Zeug hat also recht chaotisch oder zuviel zuerst.
Du scheinst das ganz anders zu benutzen. Also machst du die Recherche ohne Citavi und erst wenn du die ganzen Quellen hast arbeitest du die in Citavi ein wahrscheinlich um eine Sortierung zu haben, hab ich das richtig verstanden?"
Also ich benutze Citavi nicht um inhaltlich zu recherchieren, sondern ich recherchiere, wo man recherchiert, Bibliotheken, bei Google, Gespräche, alles Mögliche, Citavi brauche ich allerdings für zwei Sachen. Das eine ist die Datenbank.
Wenn ich eine Quelle habe, dann suche ich mir die ISBN-Nummer raus, geb die ein und hab natürlich dann alles parat, was ich brauche um es ordentlich zitieren zu können.

[30:50] In den Browsern ist ja Citavi Picker, also ich bin auf einer Webseite, klicke auf das "In Citavi einpflegen" und dann muss ich nur noch das einzelne Zitat rüberholen und habe das dann alles präsent.
Und die zweite Funktion, für die ich Citavi brauche, ist natürlich das Script, also nachdem ich aus allen möglichen Ecken irgendwelche Sachen bei Pinboard eingeladen hab, bring ich die von Pinboard zu Citavi.
Das ist dieser Schritt, wo auch schon die erste etwas genauere Sichtung des Materials stattfindet und auch schon die Verschlagwortung und der ganze Kram, dann wird das natürlich sortiert.
Das ist eine händische Aufgabe, das lässt sich nicht automatisieren, aber das ist eben auch genau die inhaltliche Aufgabe, auf die es ankommt.
Und Citavi stellt mir dann ein schönes Skript zusammen.
Also ich hab dann ein hunderte und hunderte Seiten langes PDF, das man schön durchscrollen kann, das ich dann zurückgelehnt vor mir habe, während ich meinen Text einspreche und das sind die beiden Sachen, für die ich Citavi brauche, die Datenbank, um nicht jeden einzelnen Autorennamen händisch eintragen zu müssen, und das Skript am Ende, das mir der rote Faden ist, der dann zum Text wird.
Das habe ich auch im Studium schon so gemacht. Ich weiß gar nicht wie man es anders benutzen kann.

[32:07] Aber das ist der Weg: sammeln Pinboard, übertragen nach Citavi, damit ist die erste Sichtung des Materials abgeschlossen, dann Sortierung, Script,
ist ja nur noch ein Klick, Script herstellen, durchcrollen, ausformulieren, fertig ist der Text und danach, wenn man zufrieden ist damit, ist der erste Durchlauf eigentlich immer schon der letzte.
Ansonsten muss man natürlich immer ein bisschen dran arbeiten.
Zur Vereinfachung dieser Übergänge zwischen Pinboard, Citavi und dem Ausformulieren habe ich ein Elgato Streamdeck Stream auf meinem Schreibtisch, das ist ein kleines 150€-Ding, da kann man Tasten frei belegen.
Im Grunde kann man jedes Medienboard benutzen, aber hier kann man noch schön Icons auf die Tasten legen, so dass man auch immer weiß, was man klickt und dann habe ich zum Beispiel alle möglichen Citavi Sachen wie "Hier neues Element" einfügen, also  das kleine Fenster aufklappen, Sachen kopieren, Sachen fetten, und so weiter.
Das hab ich alles mit einer Hand parat. Also ich sitze wie ein Gamer da und habe die linke Hand die ganze Zeit auf den Tasten verteilt und tippt dann die ganze Zeit, während ich mit der Rechten nur noch mit der Maus durch die Texte fliege.

Textformen: Zweispalter & Vorabdrucke

[33:15] Gut, zu den Textformen.

[33:19] Das ist das Thema, was ich heute eigentlich besprechen wollte. Aber wir kommen auch gleich noch mal auf Kommentare zurück, also die Kommentare waren sehr gut, die helfen natürlich auch am meisten hier bei diesem Podcast, als wenn ich dieses Selbstgespräch führe.
Aber ich will nochmal ein Thema aufwerfen, das ich letze Woche noch nicht aufgeworfen habe und bei dem ich aber genauso entschieden bin, wie in Sachen kein Hörbuch und zwar Textform.

[33:42] Textform ist auch eine der völlig inhaltsbefreiten Angelegenheiten, die man aber immer klären muss, egal was man macht.
Im Grunde müsste man heute sogar Medienform fragen, ist der Podcaster das richtige Medium, sollte man nicht gleich ein Buch schreiben, sollte man es nicht verbinden, wie auch immer. Die Medienform ist ja hier schon entschieden, aber die Textform am Ende. Mir ist aufgefallen, ich stand dann doch ein bisschen hilflos da, als die freudige Botschaft kam, dass der Merkur, die Zeitschrift für europäisches Denken, einen Vorabdruck von Redaktionsschluss haben wollte, ohne die Frage welchen Teil denn, was ist denn der Teil, was nehmen wir denn für den Vorabdruck.
Und es war, für den Vorabdruck gibt's, anderes als wenn man selbst einen Text schreibt, der egal wie lang sein darf, Vorgaben, in dem Falle glaube ich, 25.000 Zeichen oder so.
Und dann ist die Frage, wo hat man denn im großen Buch so einen kleinen Bogen gespannt, der ungefähr auf der Länge irgendwas repräsentatives für das Buch darstellt.
Und da ich mir vorher keine Gedanken gemacht habe, sondern im Grunde das Buch in vier große Teile eingeteilt habe und im allerletzten Schritt,
innerhalb der vier Kapitel noch Zwischenüberschriften reinformuliert habe, gab es diese Bogenschläge dann gar nicht, so dass wir einfach den Anfang des Buches genommen haben als Vorabdruck, was sich natürlich immer anbietet, aber was eben auch so eine Verlegenheitslösung ist.

[35:01] Deswegen habe ich jetzt die Entscheidung getroffen, alles, der ganze Text ist vorabdruckfähig und zwar auch in unterschiedlichen Längen und da fiel mir ein Text wieder ein, den ich in Redaktionsschluss verarbeitet habe, weil er für alle Autoren sehr wichtig ist,
nämlich eine Analyse von Mike Sall.
Der hat mal Chartbeat-Daten analysiert, falls ihr Chartbeat nicht kennt, das ist die Software, mit der so ungefähr jedes Medium in Deutschland und auf der Welt, außer SPIEGEL ONLINE vielleicht, den Leser liest, während er die Seite liest, die man betreibt.
Und da diese Daten nicht, wie man das ja auch erwarten könnte, heute ist es vielleicht häufiger so, lokal verarbeitet werden, also jedes Medium betreibt seinen eigenen Analyse-Dienst, nein, man hat sich damals, alle haben sich in die Cloud eingeklickt, bei Chartbest eingebucht und diesen Service genutzt, der wie Google Analytics auf Google-Servern läuft, sodass der Betreiber, im dem Falle Google oder eben hier Chartbeat, selber Zugriff auf das Leseverhalten der ganzen Welt hat, also von Hunderten Millionen Lesern und Analysen haben ergeben:

[36:07] Die optimale Länge für ein auf einem Bildschirm gelesenen Artikel sind sieben Minuten und egal was man macht, nach sieben Minuten lässt das Interesse nach. Kann sein, dass dann die Ablenkung steigt, alles Mögliche, dass man was anderes lesen will, aber man kann als Autor,
mit einem Thema zur Hand fast nichts machen um diese Sieben-Minuten-Marke weiter nach hinten zu verschieben, es gibt natürlich immer Ausrutscher. Auf der anderen Seite hat die Datengrundlage ein kleines Manko.
94 Prozent der Artikel sind grundsätzlich kürzer als sechs Minuten, liegen unter sechs Minuten Lesedauer, aber selbst bei den 94 Prozent, was jetzt hoch klingt, es bleiben sozusagen nur sechs Prozent übrig als Kontrollgruppe für dieses Argument,
muss man aber sagen, ja die Datengrundlage für dieses Argument ist so gigantisch, so riesig, Milliarden von Texten, dass man sagen kann, ja, sieben Minuten sind nunmal das Optimum.

[37:05] Wir wollen natürlich so ein Buch, wie hier entsteht, nicht auf Bildschirm lesen.
Und selbst wenn, sind es nicht die Bildschirme, wo die ganze Zeit Twitter reinfliegt, sondern Kindle-Style oder alles ausgeblendet auf dem Smartphone, nur der Text ist präsent, da kann man ein bisschen länger gehen.
Mir haben jedenfalls die Zweispalter in der FAZ schon immer gut gefallen.

[37:24] Der Einspalter ist dieses typische 'kann man morgens mal schreiben', und wenn es nicht gelingt, guckt man am Nachmittag nochmal drüber und baut alles grob um.
Der Zweispalter dagegen ist so eine Textlänge 1.400 Worte, da muss man sich vorher kurz Gedanken machen, und wenn er 17 Uhr fertig sein muss, zum Andruck der Zeitung, dann muss man um 10 Uhr schon entschieden sein, was man schreibt, weil da kann man dann nicht plötzlich 15 Uhr noch mal groß umbauen und so weiter.
Es sei denn man ist jetzt super routiniert im Thema drin und so.
Aber dieser Zweispalter ist doch so eine Tagesproduktion von Text, die genug Disziplin einfordert auf Schreibender und auf lesender Seite.
Und deswegen hab ich mich entschieden, konsequent Zweispalter zu schreiben, sind natürlich dann keine Zweispalter im Buch.
Aber von der Länge her, die typischen Zweispalter, die sich, in perfekter Art und Weise, das wäre dann der Nebensinn sozusagen, der Nebeneffekt, die sich wunderbar dann auch als Vorabdruck bei Bedarf eignen oder eben auch als Nachabdruck.
Man kann Argumente so schön clustern, zuspitzen, kleine Bögen spannen, dass der Text an sich dann trotzdem zusammenhängt, das steht ja da nicht in Frage, aber Unterbrechung, also Zwischenüberschriften, kann man bringen, wobei, aber das ist wieder ein Argument, was nur für kleinere Texte gilt.

[38:45] Bei der FAZ haben wir 2014 festgestellt, als wir einen Reader Scan gemacht haben, dass Zwischenüberschriften weil man denkt "Ach hier mal eine kleine Entspannung für das Auge, hier ein kleines Bildchen",

[38:58] das typische Argument von keine Bleiwüste und so, dass das alles Rauswerfer waren, Zwischenüberschriften sind immer Rausschmeißer aus dem Text.
Leute steigen ungern wieder in den Text ein, wenn irgendwie so eine zweiteilige Zwischenüberschrift - entweder Leute interessiert der Text oder nicht und dann liest man halt oder nicht.
Und wenn Zwischenüberschriften sind, sind es doch mehr Angebote "Hier könntest du jetzt aussteigen, lass dein Blick schweifen", zack war das Auge weg und dann liest man auch nicht weiter und ich würd sagen, bei Büchern kann man's ein bisschen höher treiben.
Alle gut 1.400 Worte eine neue Zwischenüberschrift um sich dann auch selbst zu sagen, also wenn das Argument jetzt noch nicht entfaltet ist, mach dir andere Gedanken. Aber jetzt muss ein neuer Dreh rein.
Das wär so die disziplinarische Vorgabe an mich selbst.

Rentnerrepublik: Hikikomori Vs. Juvenilisierung

[39:44] Gut, inhaltlich. Es wurde auch inhaltlich schon interessant, ich wollte Inhalte noch nach hinten schieben. Aber es sind Kommentare aufgetaucht.
Max hat zum Bildungsnotstand geschrieben und zum Lehrermangel, das war nun ein Kommentar, der sich ausschnittsweise sehr gut eignete, um getwittert zu werden, als Volker Kauder gestern über den Bildungsmangel, den Bildungsnotstand, öffentlich sprach.
Diesen Kommentar hebe ich mir auf, aber Partizipator Konsument hat geschrieben:
"Wir sind ja gedanklich noch bei der Form und vielleicht noch ein Stück weit weg vom Inhalt," genau, "aber habt ihr nicht auch das Gefühl, die mediale Sau ist schon mal durchs Dorf getrieben worden?
Alt gegen Jung? Die Rentnerrepublik, die auch im Denken konservativer wird,
weil die Dynamik des Geistes abnimmt, je älter man wird. Ob man daraus einen kollektiven Zustand postulieren kann oder diese Postulierung der eigentliche inhaltliche Spaß wird, bleibt abzuwarten."

[40:42] Na gut Herr Konsument, das kann man natürlich so sagen. Diese Sau Rentnerrepublik ist auf jeden Fall schon durchs Dorf getrieben worden.
Alt gegen Jung ist ein ständiges Thema, wenn auch nicht auf der Präsenzebene, auf der ich mir das so ein bisschen auch wünsche.

[40:58] Damit nicht alle so verzweifelt sind. Aber die mediale Sau, also diese mediale Sau wurde durch's Dorf getrieben genau so, wie du es beschreibst, der kollektive Zustand,
eines in der Dynamik abnehmenden Geistes, die Rentnerrepublik als gesetzte ruhige Stagnationsesellschaft, bei der man nicht so viel Angst haben muss, dass Chemnitz jetzt ausstrahlt auf die ganze Welt, weil alte Menschen nun mal ungern demonstrieren und gewalttätig werden und wir werden immer älter, also werden wir auch eine friedvolle Gesellschaft.
Diese Studien sind alle interessant, sind alle geschrieben, sind auch alle gut, allerdings Rentnerrepublik meint hier tatsächlich ein bisschen was anderes.
Der Begriff bleibt schwammig, wird er auch noch eine Weile sein, wir werden ihn ausführlich entfalten, aber es geht nicht so sehr um materielle Macht und Gerechtigkeitsfragen.

[41:49] Auch wenn Argumente wie, was weiß ich, Erbschaftsteuer dann naheliegen. Solche Texte könnte man schreiben.
Wer allerdings mehr zeitungsrelevant, würde ich sagen, also da ist man nach 1.400 Worten auch fertig mit dem Argument.
Mir geht es um darüber hinausgehende Geisteszustände und zwar nicht die Dynamik des Geistes nimmt ab und wir hängen alle den Innovationen in Asien hinterher, wo ja alle so jung sind oder sind bedroht vom afrikanischen Eros wie die Philosophen sagen würden, aufmüpfigen Geistern, die eine Gesellschaft überrumpeln können, schon allein weil das Durchschnittsalter 15 Jahre alt ist und damit, na ja Politik relevant auf diese Altersklasse bezogen werden muss, damit nicht alles ex plodiert, also genau das Gegenteil von Europa sozusagen.
Mir geht es tatsächlich um Geisteszustände und das muss man vielleicht auch nochmal ein bisschen rauskramen.

[42:43] Ein Land, das älter ist als Deutschland im Schnitt ist ja Japan und man kann mal bei Google nach Selbstmordrate Japan suchen und wenn man das macht, stößt man zum Beispiel darauf, dass man gar keine Seite anklicken muss.
Man bekommt von Google selbst einen Info-Kasten, in dem dann steht, natürlich aus irgendner Quelle, die in dem Moment aber egal ist, Google will sie ausblenden, Google will dass man auf der Seite bleibt,
Japan weist eine der höchsten Selbstmordraten auf. Einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation zufolge ist die Selbstmordrate 60 Prozent höher als der weltweite Durchschnitt,
in diesem Land begehen durchschnittlich 70 Menschen täglich Selbstmord, darunter eine beunruhigende Zahl von Kindern.
Seit 2014 ist Selbstmord die erste Todesursache unter Kindern im Alter zwischen zehn und 19 Jahren und die Selbstmordrate unter Kindern steigt trotz der allgemein zurückgehenden Selbstmordrate weiterhin an.

[43:43] Wir haben - ja das sind so diese Hinweise.
Wir haben es hier mit anderen Problemlagen zu tun, als dass es zu viele Alte gibt und deswegen im Durchschnitt die Dynamik des Geistes und so weiter ja, mit allem was ich eben genannt habe, sondern wir haben es hier mit so verschiedenen Phänomenen zu tun.
Junge Menschen töten sich, treten lieber aus dem Leben, als dieses Leben, was sie haben und erwarten für die nächsten Jahrzehnte weiterzugehen.
Ältere Menschen schließen sich im Schlafzimmer ein. Kann man nochmal hinweisen auf dieses Phänomen,es heißt Hikikomori, darauf kommen wir auch noch zu sprechen.
Mehr als eine Million japanische Männer leben in ihrem Schlafzimmer und trauen sich nicht mal, sich selbst ihrer Familie zuzumuten, sondern sie leben einfach im Schlafzimmer und damit ist 24 Stunden am Tag in ihrem Schlafzimmer gemeint. Sie
kriegen noch so eine rudimentäre Versorgung von ihren Ehefrauen, mehr Kontakt lassen sie nicht zu.

[44:37] Die Frage ist immer so ein bisschen, ist das vorbildhaft, ist das beispielhaft für eine alternde Gesellschaft.
Und wenn ja, warum ist das so. Welche Mechanismen treiben denn Gesellschaften dahin, dass sich das so aufs Individuelle niederschlägt.
Und da bin ich sehr dankbar für den Kommentar von Pascal noch, weil der hier sehr gut passt.
Ein bisschen kryptisch formuliert, aber sehr interessant.
Ich klammer mal die Klammern, die er da drin hat aus, sondern lese ohne Klammern: "Widerspricht/koexistiert die Rentnerrepublik nicht mit der
Juvenilisierung bei Andreas Reckwitz in Die Gesellschaft der Singularitäten, wonach Jugendlichkeit, also Offenheit nicht im ethischen Sinne, sondern im freizeitaktivistischen,
Selbstverwirklichung, Bewegungsdrang, gewisse urbane und kosmopolitische Freizeitaktivitäten,
für Rentner also aktives Altern, zu einem attraktiven und somit dominanten Kulturmuster für alle Altersstufen wird, natürlich nur für die Leute, die es sich leisten können, also 40 Prozent,
die ungefähr 40 Prozent große Akademikerklasse.
Das ist kryptisch, kaum verständlich, aber das ist sozusagen, was die Fragestellung hier angeht, auf den Punkt formuliert. Also es gibt zwischen der Rentnerrepublik, die der Partizipator Konsument meint,

[46:01] nämlich ja die Gesellschaft wird dröge, träge, sie stagniert, die Innovationen nehmen ab, das Erbe wird von Bedeutung, Lebensgestaltung wird immer, naja wie soll man sagen weniger leistungsabhängig, wodurch immer mehr

[46:17] Enttäuschung und Ernüchterung sich breitmachen, das ist das eine.
Dann haben wir auf der anderen Seite, und das ist eben die Frage Koexistenz oder Widerspruch, diese Juvenilisierung der Gesellschaft.
Und da mir Andreas Reckwitz Buch sehr präsent ist, da er nämlich in Die Gesellschaft der Singularitäten mein Redaktionsschluss erwähnt, will ich mal kurz seine Definition vorlesen, weil die trifft hier die Fragestellung wirklich auf den Punkt.
Also Andreas Reckwitz schreibt, "Juvenilisierung: die demografische Entwicklung der spätmodernen Gesellschaft ist bekannt.
Das Lebensalter verlängert sich und lässt die Gesellschaften insgesamt altern.
Zugleich findet jedoch auf der kulturellen Ebene ein Prozess der Juvenilisierung statt, das heißt, Jugendlichkeit als kulturelles Muster wird für alle Altersstufen attraktiv und dominant.
Dabei enthält der singularische Lebensstil der neuen Mittelklasse nachgerade eine innere Affinität zur Jugendlichkeit.

[47:19] Ein kulturelles Muster von (moderater) Jugendlichkeit prägt ihren aktivistischen Lebensstil,
der einen Anspruch auf Selbstverwirklichung und Offenheit erhebt, in Freizeit und Beruf nach neuen Erfahrungen strebt,
der urban ist und sich durch erheblichen körperlichen Bewegungsdrang auszeichnet."

[47:43] Also wir haben es hier wirklich mit beiden zu tun, Hikikomori und Juvenilisierung.
Und jetzt ist die Frage, kriegt man das in einen Bogen gespannt, kann man ein gesellschaftliches soziales Argument machen oder muss muss man sich jetzt jedes Individuum selbst angucken und dann sich entscheiden.
Hat es jemand in der Biografie geschafft und fährt auch mit 70 Jahren noch groß in Urlaub, hat Freunde, soziale Kontakte und ist unterwegs und mobil oder Schicksal Schlafzimmer.
Und das ist sozusagen der Blick auf die Alten, der Blick auf die Jungen ist genauso interessant.
Reckwitz schreibt weiter, "die Zeit seit den 1990er Jahren scheint die erste Phase in der modernen Kulturgeschichte zu sein, die ohne genuine Jugendbewegungen auskommt.
Worum Jugendkulturen traditionell gegen das konformistischen Establishment gekämpft haben, ist schließlich selbst zur Hegemonie geworden sich selbst verwirklichen zu dürfen."
So also die Jugend hat bis zu den Neunzigern, deswegen auch, die Bravo erscheint nur noch alle zwei Wochen und muss dann wahrscheinlich bald aufs Digitale umsteigen, weil es keinen mehr interessiert, was die Jugend macht, weil jetzt alle jugendlich sind.
Und wenn jetzt hier steht, das hatte sehr lange mit so einer rituellen Selbstfindung und Selbstverwirklichung zu tun,

[49:04] ist die Frage neu, ist das jetzt gut, dass wir uns alle selbstverwirklichen, auch mit 40 50 60 Jahren, die Kinder sind aus dem Haus, alle werden nochmal aktiv.
Die Apotheken Umschau zum Beispiel ist auch deswegen erfolgreich, weil sie genau diesen "Du kannst doch noch was mit deinem Leben machen,
nein du bist zwar Rentner, aber deswegen stirbst du nicht morgen, sondern erst in 25 Jahren, mach dir Gedanken, raff dich auf".
Das ist ja diese Doktrin, die da drin steckt. Es hat eben sehr viel zu tun mit dem vorher auf die Jugend gemünzten Recht oder Bedarf nach Selbstverwirklichung.

[49:36] Wenn wir uns aber die Gesellschaft heute angucken, der Wunsch nach Selbstverwirklichung ist da, breitet sich sogar aus.
Die Gelegenheiten und Angebote sich selbst zu verwirklichen, sind die denn gegeben.
Unter allen Prekariatssachen, die wir hier noch besprechen werden, unter allen Ideen wann man eigentlich anfängt, darauf getrimmt zu werden, mach dir auch über dein Alter und eine Rente Gedanken usw.
Also, großer Wunsch nach Selbstverwirklichung über die Generationen hinweg.
Aber was ist denn mit der Selbstverwirklichung so auf materieller individueller Ebene.
Da ist genau so ein Widerspruch bei den Jungen wie wenn man zwischen Hikikomori und zwischen Juvenilisierung unterscheidet, da ist Pascals Frage genau richtig.
Koexistenz oder Widerspruch, nicht abstreiten kann man, dass es einen Zusammenhang im Verhältnis von beiden Phänomenen jeweils gibt.
Und das sind die großen Fragen, die wir hier ausführlich besprechen, weshalb wir eben nicht nur auf dieser politischen Forderungsebene bleiben.
Das ist die Sau, die schon lange durchs Dorf getrieben wurde.

[50:42] Jens Spahn hat so Wahlkampf gemacht, wie Familien-Wahlrecht und der ganze Kram, um den einen oder anderen Alterungseffekt in der Gesellschaft auszugleichen und den Jüngeren auch wieder Stimmen zu geben.
Das sind alles Säue, die durchs Dorf getrieben sind, aber die dahinterliegenden kulturellen sozialen Zusammenhänge,
solche koexistenten sich widersprechenden Entwicklungen, die einfach miteinander zusammenhängen.
in alternden Gesellschaften, das wird dieses Thema hier sein, aber das ist vielleicht noch zu viel Inhalt, weil da habe ich noch nicht den großen Überblick.
Ich habe ja alles noch in Pinboard und ich bin gerade dabei zu übertragen nach Citavi und zu sortieren.

[51:17] Deswegen schließen wir da an, beim nächsten Mal aber wahrscheinlich noch nicht, denn die ein oder andere Formatfrage ist dann doch noch zu klären.
Mal schauen. Lasst euch überraschen. Ich versuche das wöchentlich zu machen.