Moin
Intro
Ich:
[0:20] So ist das und so klingt das in einem Podcast.
[0:26] Das hier ist ein Gespräch über Bücher und über eins im Speziellen nämlich die Rentnerrepublik, das man noch nicht kaufen und lesen kann, was bald kommt. Wir werden es erst noch schreiben
müssen.
[0:38] Dieses Gespräch, was wir hier haben ist der Weg dahin. Im August 2018 ist das jetzt die zweite Ausgabe des Talk Radios zum Buch die Rentnerrepublik.
[0:54] Ihr habt's gehört. Dieser Einstieg klang schon anders als beim letzten Mal bei der ersten Ausgabe.
Das kommt so vor, manchmal nennt man das
in der Podcast-Landschaft auch Nullnummer,
was
letzte Woche stattfand.
Das ist hier anders. Es war eine reguläre Ausgabe 1. Das
ist die Ausgabe Nr. 2.
Ich verbleibe heute noch bei Formatfragen, es gibt noch einige zu diskutieren und diskutieren ist ein gutes Stichwort,
denn es gab sehr gute Reaktionen von euch auf die erste Ausgabe.
Wir werden ausführlich Kommentare lesen. Zuvor aber zwei kleine Danksagungen zum einen Mathias und Markus.
Unser super FeuilleTon-Team, um es ein bisschen kompliziert auszudrücken, also
unsere beiden Feuilletonisten des
Aufwachen-Podcasts haben
gemeinsam, musikalisch Matthias, in der Stimme Markus,
dieses Intro gezaubert, das mir außerordentlich gut gefällt,
weshalb wir es jetzt jedes Mal spielen.
Vielleicht kommt immer mal noch ein bisschen Zauber dazu.
[2:00] Zum zweiten herzlichen Dank an Marc, du bist der erste Käufer meines Buches.
Ich habe es auf der Seite so ein bisschen formuliert unter diesem "Unterstütze mich"-Link. Ich schreibe hier ohne Verlag, damit auch ohne Verlagsvorschuss. Gleichzeitig ist immer eine gute Idee bei solchen Projekten
einfach auch eine IBAN mit auf die Seite zu schreiben, man weiß ja nie was passiert.
Marc hat 100 Euro geschickt, mir eine E-Mail geschrieben, auf die ich ihm noch antworten werde.
Ich hab es nicht übersehen, Marc. Herzlichen Dank auch dafür, ist natürlich
eine andere Diskussion,
die jetzt inhaltlich
hier wenig eine Rolle spielt, aber herzlich Willkommen du
bist der Käufer dieses Buches, würde ich sagen.
Und damit stürzen wir uns in die Thematisierungen dieser zweiten Ausgabe, die sich weiträumig nochmal auf die Thematisierung der ersten Ausgabe beziehen jetzt mit euren Reaktionen.
Bevor ich dann nochmal eine neue Formatfrage in den Raum werfe und, da
die Kommentare das anboten, kommen wir dann auch
nochmal kurz auf die Rentnerrepublik inhaltlich zu sprechen.
Ich will es nicht nach hinten schieben, bei einem Kommentar mach ich's, bei den anderen nicht, weil warum, wir können hier machen was wir wollen. Also Kommentare.
Medienkonsum: Hören Und Lesen
[3:13] Schon der erste Kommentar von Sadu zeigt, dass wir im Grunde alle eine Wellenlänge haben, auf einer Wellenlänge sind hier in diesem Podcast.
Er schreibt: Ich höre sehr viele Podcasts und auch Bücher und ich möchte dies auch nicht missen.
Aber in einem Punkt funktioniert dieses Medium für mich überhaupt nicht und zwar bei Sachbüchern.
Während ich Literatur wie Harry Potter oder andere Geschichten fast unbegrenzt konsumieren kann und auch meine Gedanken auf diese Geschehnisse fokussieren kann, gelingt mir dies bei Sachbüchern kaum.
[3:45] Und ehrlich gesagt, ja das stimmt.
[3:48] Er nennt Harry Potter, genau Harry Potter hatte ich auch im Ohr, als ich nochmal drüber nachdachte.
Denn Rufus Beck, das war ja eine legendäre Leistung, in England hat es Stephen Fry gemacht.
Da hat Gert Heidenreich wahrscheinlich recht.
Da wird das Buch gelesen, mit einem Regisseur, jeder einzelne Satz wird sich auch tatsächlich angehört und im Zweifel neu gesprochen.
Und da hat man am Ende eine Produktion
die vielleicht tatsächlich
über den geschriebenen
Text hinausgeht, wobei
dann immer noch zu fragen ist, was geht im Kopf des Lesers vor.
Wobei diese Vergleiche
fast immer so ein bisschen Quatsch sind, das ist wie einen Film mit dem Buch zu vergleichen. Es sind zwei verschiedene
Medien.
Vielleicht muss man einfach das hier auch genauso einsehen. Es sind verschiedene Medien: Bücher - gehörte Bücher.
Aber ich würde auch sagen Gert Heidenreich hat vielleicht
recht, bei dieser Art von Literaturverlesung da kann
man tatsächlich mehr rausholen, als man wenn man kurz vorm Schlafengehen noch
mal eine Stunde im Buch liest,
selber da raus angelt. Aber es ist wie gesagt Belletristik und
auch darauf das Argument beschränkt.
Und da kommt es dann vielleicht, obwohl der einzelne Satz so durchgestylt werden kann, auch weniger auf den einzelnen
Satz an, sondern mehr auf den Ton, den
man trifft. Rufus Beck hat
ja jede Stimme selbst gesprochen und dann große Variationen gezeigt.
Der Ton macht da die Musik und es sind längerfristige Zusammenhänge, große Bögen die in den Büchern geschlagen
werden.
Das
ist bei Sachbüchern
anders, denn er schreibt, und auch dieses Beispiel ist mir total präsent,
weil ich das auch als Hörbuch gehört habe:
"Zuletzt habe ich es bei 'Schnelles Denken, langsames Denken' gemerkt.
Ich musste mir Passagen mehrfach anhören,
um den Gedanken des Autors folgen zu können, beziehungsweise
konnte ich mehrfach nicht mehr die Herleitung der aktuellen
Aussage nachvollziehen, da die vorangegangenen Sätze nicht hängengeblieben sind."
Also genau bei diesem Buch habe ich das
auch festgestellt, Sadu hat wahrscheinlich die gleiche Hörbibliothek wie ich. Im Hörbuch kann man nicht blättern und nicht verweilen.
Also man ist auf einen Rhythmus beschränkt,
den kann man weder verlangsamen noch beschleunigen.
Und das ist ein echtes Problem.
[6:01] Und Podcasts, wie bei Hörbüchern
auch, mit höherer Geschwindigkeit, ist jedenfalls
auch mein Eindruck, gilt dann für Bücher und Podcasts in
gleichem Maße:
[6:12] Wenn es spontanes Sprechen ist, bei dem eine Argumentation
entfaltet wird und Spontanität den Sprecher selbst überrascht, da kann man höhere Geschwindigkeit hören, da kann man auch länger durchhalten.
Wenn es aber die Aneinanderreihung durchdachter fertiger Urteile ist, wie bei Sachbüchern das ja nun mal so ist, das
ist ja die Qualität des Sachbuchs, dass es eben nicht zu ausufernd ist und sich auf das Wesentliche beschränkt, ist es einfach schwierig zu hören.
[6:40] "Im Gegensatz dazu,"
schreibt Sadu weiter, "Im Gegensatz dazu fällt es mir viel leichter komplexe Texte zu verarbeiten, wenn ich sie selbst lese.
Es ist, als ob der Zwischenspeicher für das Gelesene größer ist und mein Gehirn davon ausgeht, dass ich mit dem Stoff noch weitere Gedanken verarbeiten möchte.
Zumal man in einem Text viel einfacher zwischen den Zeilen springen kann um Zusammenhänge herzustellen.
Es ist als ob mein Hirn beim Lesen aktiver ist, wenn das gesprochene Wort nur einen passiven Mindset auslöst." Ja hören, also hören ist im Grunde eine passive Sache für uns, dadurch dass wir es nicht abschalten können, hat uns die Natur irgendwie so ein Zwischending
zwischen findet halt immer statt,
aber kann man sehr leicht ausblenden, wenn auch nicht ausschalten,
so ein Zustand gegeben. Das ist beim Sehen natürlich
ganz anders, beim Sehen haben wir Fokus, den haben wir beim Hören gerade nicht.
Und um fürs Hören einen Rahmen zu schaffen, bei dem der Transport
von Inhalten und nicht etwa das Einhegen in Stimmungen und so ein bisschen die Übermittlung
von Gefühlslagen usw. eine Rolle spielt,
um so ein
Setting herzustellen ist doch sehr viel Arbeit notwendig. Das kennt jeder aus der Universität oder
aus der Schule.
Zuhören erfordert einen Hörsaal.
Der Hörsaal ist dadurch gekennzeichnet, dass er Kommunikation unterbindet so voll er auch ist, nur eine Person darf sprechen.
Es gibt einen klaren zeitlichen Rahmen, alle wissen wann es so ungefähr endet, damit nicht plötzlich, das merkt dann jeder, dass es stört, wenn so Reihen aufstehen
müssen, weil irgendwer sich herausdrängeln will.
Ruhe ist also eine der großen Funktionen von Hörsälen
und es muss aktiv hergestellt werden bis hin zu sozialer Pflicht, die dann einfach stattfindet.
Entweder die Anwesenheitspflicht, um überhaupt an diesem Event teilzunehmen und dann auch Verhaltenspflichten,
die sich dann entweder verordnet oder durch soziale Kontrolle
einspielen.
Ganz anders dagegen Lehrbücher. Lehrbücher kann man überall lesen, während man für die Vorlesung den Hörsaal braucht, kann man Lehrbücher mittlerweile sogar unter Wasser lesen.
Die Blätter für deutsche und internationale
Politik werben mit einem Bild, wo jemand mit seinem Handy unter Wasser sitzt, auf einer Treppe gelehnt und schwermütige politische Texte liest.
[9:08] Nächster Kommentar von xxo: "Mir geht es ähnlich wie Sadu beim Thema Hörbuch oder Hörbücher.
Wenn ich jedoch zum Beispiel einen Vortrag zu komplexen Themen neben dem Hören auch schauen kann, geht es wieder besser.
Scheinbar brauche ich den visuellen Input, um bei der Sache zu bleiben."
Das ist ein Phänomen das wir alle kennen. Das läuft natürlich ein bisschen unter Multimedialität.
[9:34] Vielleicht kann man es auch ein bisschen trainieren. Ist so eine Frage, etwas hören und dabei den Blick schweifen
lassen kann die Konzentration steigern, Augen zu machen natürlich
auch. Augen zu machen ist natürlich
wieder mit zum Schlafen verbunden.
Podcast zum Einschlafen, weiß man dann am nächsten Morgen noch was man gehört hat. Wohl eher nicht.
Vorlesungen so zu konsumieren ist auch schwieriger, vor allem wenn sie prüfungsrelevant sind.
[10:00] Beim Lesen muss man dann auch wieder überlegen, kann man das Hören nebenbei ausblenden, kann man gut lesen, wenn man im Park ist.
Man kann auf jeden Fall lesen und sich Sachen markieren.
Aber ist man richtig bei der Sache, wenn man auditiv abgelenkt ist.
Das Zusammenspiel von Sehen und Hören hat wahrscheinlich einen Steigerungseffekt,
aber wer weiß, die Trainingsfrage hat mich früher mal sehr interessiert,
als ich festgestellt
hab oder dieses Argument aufkam: Google-Maps. Also wir wissen heute, es gibt Studien dazu,
wenn wir Google-Maps nutzen, schalten wir in dem Moment unser Gehirn, was diese Orientierungsfragen ist, richtig aus.
Wir verlassen uns komplett auf die
Karte und wir alle kennen das fotografische Gedächtnis, das
in der Fachsprache
eidetisches Gedächtnis
heißt, und da kann man sich sehr gut selbst prüfen, wenn man in der Stadt ist und man hat so einen kleinen Fußweg, man muss vielleicht um fünf Ecken laufen: Wie viel davon kann man sich eigentlich
merken?
Und wie macht man das? Behält man die Karte vor Augen, auch wenn man nicht auf sie blickt?
Also ich leide an dem Schicksal, dass ich fast vor jeder Kurve mich nochmal neu vergewissern
muss, ob das jetzt wirklich die Abbiegung ist, die ich nehmen muss.
[11:16] Man geht wohl davon aus, dass so fünf bis zehn Prozent von Kindern überhaupt so eine Art von eidetischem Gedächtnis haben, also zum Beispiel nachzeichnen was
an der Tafel ist, auch wenn sie die Tafel
nicht mehr sehen.
Das verwächst sich allerdings, im Erwachsenenalter gibt es sowas kaum.
[11:34] Also sehen und sich Sachen merken kann trügerisch sein.
Sehen aus Buchstaben die Transferleistung zum Sinn ist schwierig. Hören ist schwierig weil es keinen Fokus gibt.
Die Art und Weise wie wir Informationen aufnehmen ist also eine laufende Diskussion.
Jeder muss es ein bisschen für sich selbst austesten.
Und vielleicht trainieren, je nachdem ob es da Trainingseffekte gibt.
Aber dass sie sich schon im Mittelalter
mit dem Bücher verschlingen so viel Gedanken gemacht haben, zeigt ja nur, dass wir ein laufendes Problem haben.
[12:08] Zum Hören jedenfalls. Ich hab noch zwei Texte verlinkt, die ganz in einem interessanten
Wechselspiel sind nämlich beide Juli und August 2017.
'Speed up your Podcasts for more efficient listening'.
Das ist natürlich die
eine Sicht. Schneller
hören. Das ist ja auch die Frage die uns beim Podcast auch
sehr beschäftigt.
Manche Podcaster nehmen es einem ja sehr übel, wenn man ihre Podcasts in höherer Geschwindigkeit hört, ist bei mir gar nicht so.
Ich fordere alle auf mindestens 1,4fach vielleicht sogar 2fach zu hören,
allerdings
wieder die gleiche Sache wie schon generell für Hörbücher
auch, uneditierte Gespräche kann man schneller hören, ja weil sich dann so Sachen langsam entfalten und die Redundanz höher ist.
Aufwendig produzierte Stücke sind natürlich schlecht zu konsumieren
in höherer Geschwindigkeit, weil der Satz, der Relevanz hat, der wird zwar einmal betont ausgesprochen, aber es bleibt eben genau bei diesem einen Male.
Also muss man mal, könnte man mal eine große Studie machen: Podcasts, die
man mit höherer Geschwindigkeit hört, könnte man nicht
Inhalte rausnehmen, verdichten, also
sozusagen Arbeit auf der editorischen Produzentenseite,
dagegen ausspielen, dass man sie dann doch wieder in einfacher Geschwindigkeit hört.
[13:25] Der zweite Text genau das Gegenteil: 'Speeding up your Podcasts won't solve your Problems'.
Es ist ein Text von The
Ringer, wo sie sich auseinandersetzen mit digitalem Medienkonsum. Allerdings da ein
interessantes Argument deswegen nenne ich es hier:
[13:42] Ab 1,5facher Geschwindigkeit steht
sich das Gehirn selbst im Weg, einfache Geschwindigkeit ist
aber auch zu langsam eigentlich. Also das Gehirn kann ein bisschen schneller mitdenken als motorisch der Mensch befähigt,
ist sprechen zu können.
1,25 ist der sweet spot, das kann sich jeder merken und austesten. Mir ist das
auch aufgefallen. Englische Sachen hör
ich nicht ganz so schnell.
Wenn ich englische Podcast über 1,2-, 1,4-fache Geschwindigkeit höre,
habe ich das Gefühl, wenn ich dann wieder in einfacher Geschwindigkeit höre, die sind irgendwie besoffen,
da kommt nicht viel bei rum, es klingt klüger, wenn es auf 1,2-1,4facher Geschwindigkeit ist. Kommt ein bisschen auf den Sprecher an, aber sweet spot 1,25 über alle Podcasts hinweg ist glaube ich ein sehr guter Wert, den man sich auch merken kann.
[14:36] Wobei ich das
dann immer noch unterstütze, also bei mir selbst wenn ich Fahrradfahrer oder auch so,
wenn ich was Interessantes
im Podcast höre, verlasse ich mich niemals auf mein Gehirn, dass ich mir das
für später merke, sondern ich mache mir immer einen Screenshot von der Zeitmarke, so dass ich später nochmal zurück springen kann.
Es gibt keine bessere Möglichkeit, also irgendwie Bookmarks oder so.
Es gibt keine App. Bei Audible gibts
das für die Bücher, finde ich auch eine sehr gute Funktion, weil da gleich ein Clip mit gespeichert wird, also nicht nur die Zeitmarke und eine Sprungmarke, sondern gleich ein kurzer Ausschnitt der Datei selbst.
[15:12] Aber ich kenne keine Podcast-App, vielleicht hat jemand eine Empfehlung, in der das geliefert wird.
Auf der anderen Seite, ich mache mir einen Screenshot, der
wird automatisch irgendwo in die Wolke hochgeladen.
Ich lad den auf meinem Computer
wieder runter, hab ihn hier präsent und dann rufe ich mir
die Datei auf.
Ist jetzt auch keine große Hürde, aber wenn ihr Medien auditiv konsumiert, verlasst euch nicht auf euer Gehirn.
Ihr vergesst, was ihr euch merken wolltet.
Ganz wichtig. Macht euch eine Notiz oder einen Screenshot.
Bene schreibt:
"Dein Vergleich von Fitnessstudio in der postindustriellen Zeit hat mich auf den Gedanken gebracht, dass der Rückgang des Lesens und die Entwicklung der Literatur
auch eine Folge des veränderten Arbeitsmarkts sein könnte.
Personen,
die beruflich quasi die ganze Zeit lesen und schreiben,
von teilweise komplizierten
Texten beschäftigt sind, wollen dies nicht auch noch in der Freizeit tun.
Dadurch kommt dann eben die körperliche Bewegung in der Freizeit statt bei der Arbeit.
Dann wäre die Zuordnung
lesen ist gleich Arbeit, Bewegung ist gleich Freizeit statt Bewegung ist gleich Arbeit, lesen ist gleich Freizeit.
[16:20] Mir als Student geht es jedenfalls so." Da scheint was dran zu sein, ist auch meine Beobachtung.
Das wird gerne unterschätzt,
auch wenn z.B. wie wir das letze Mal gehört haben, die Textqualität und das Lesen als Kulturform in so einem Abwärtsstrudel gefangen sind.
Es wird doch heute sehr viel mehr gelesen und geschrieben als jemals zuvor.
[16:44] Zwar nicht in der Form des hoch klassischen
Buches, aber schon allein was seit dem Aufkommen der SMS und jetzt von WhatsApp und
den ganzen Messenger-Diensten und diese ganzen kleinen Bildunterschriften, die man sich macht.
Ich meine, selbst bei Instagram sind die Bildunterschriften so lang, obwohl
die alle auf einem Handy geschrieben
werden.
Ich bin manchmal ganz beeindruckt
wie viel Gedanken sich Menschen noch zu ihrem Bild machen, obwohl jetzt alle Twitter verlassen
und zu Instagram gehen, weil da der Text nicht so präsent ist, ist so mein Eindruck, wird da doch relativ viel geschrieben und
wenn man das hochrechnet, schlägt das auf jeden
Fall alle Zeiten vor uns.
Auch wenn man dann wieder die typischen Diskussionen über Textqualitäten usw.
hat, Feuilletonproduktion ist das jedenfalls nicht.
Produktion: Books On Demand
[17:28] Zur Produktion würde ich auch noch ein paar Sachen sagen. Tobi123 hat geschrieben: "Book-on-Demand-Produktionen weisen oft eine sehr schlechte
Qualität auf.
Folgen sind sehr schlechte Papierqualität, schlechte Bindung, miserable Typografie, Rechtschreibfehler, beschissenes Coverdesign etcetera.
Diese Punkte bezüglich der allgemeinen Verarbeitung sind mir sehr sehr wichtig. Wie es auch im Podcast heißt:
Das Buch ist perfekt und da sollte dem Buch der Dienst erwiesen werden, gewisse Mindeststandards der geistigen
Produktion und Manifestation
einzuhalten. Leseempfehlung:
die perfekte Lesemaschine von Roland Reuß gibt einen hervorragende Überblick."
[18:12] Ich zitiere mal kurz vom Wallenstein Verlag, der dieses Buch herausgegeben hat: "Roland Reuß untersucht am Beispiel von Innenlayout, Typografie und Materialentscheidungen (Papier, Bindung),
wie sich in den vergangenen 200 Jahren die Beziehung von Büchern zu ihrem Inhalt realisiert und auch verändert hat.
Im Mittelpunkt dieses Buches steht die Frage nach der spezifischen
Ergonomie eines Buchdesigns,
das
für die Vermittlung
kultureller Überlieferung von zentraler
Bedeutung ist und bleibt und wegen seiner haptisch sinnlichen
Dimension durch digitale Medien nicht ersetzt werden kann."
Roland Reuß ist mir natürlich ein Begriff.
Ich weiß noch genau: Es gab manchmal so Phasen im FAZ-Feuilleton, wo wir so
in der Konferenz saßen und ein Text nach dem anderen von Roland Reuß einrollte.
[19:03] "Das Abendland ist bedroht, das Buch ist betont, das Feuilleton
ist nicht mehr so schön, was macht Google da, wo sind meine Bücher hin, warum wird das alles digitalisiert, denkt denn niemand an die Urheber und die Studenten können auch nicht mehr lesen".
Also diese ganze Reihe an Text-Vorschlägen kam. Ich fand das immer faszinierend, mit welcher Vehemenz man das immer gleiche, nicht
das immer gleiche Argument, aber das immer
gleiche Problembewusstsein
in allen möglichen
Facetten ausbreiten konnte, ich allerdings bin skeptisch.
[19:35] Wenn er von Lesemaschine schreibt und das Buch meint, würde ich sagen, also meine Lieblingslesemaschine ist mein Kindle. Ich finds
faszinierend dieses digitale Papier. Ich bin davon
noch mehr beeindruckt
als Matthias Döpfner, der damals beim Global Media Forum 2015 oder 2014 völlig aus dem Häuschen
war und meinte,
bald haben wir das faltbare digitale papier und dann geht es auch meinen Zeitungen wieder gut.
Ich bin noch mehr begeistert von digitalem Papier, auch wenn ich es noch nicht falten kann, aber der Kindle - ich weiß
Amazon böse böse -
aber
der Kindle ist einfach eine sensationelle
Entwicklung und wir haben ja in der FAZ nicht ohne Grund in schönen Spalten geschrieben.
Also ich finde
zum Beispiel das Buch ist im Grunde zu breit, so eine Zeitungsspalte ist noch viel perfekter. Stellt sich raus: Wenn man mit welcher App auch immer auf seinem neuen, nicht 16:9 sondern noch viel 17/18/19:9 usw.
formatigen Displays liest, hat man im Grunde ne wunderschöne Zeitungsspalte auf seinem Handy mit 400 Pixel per Inch.
Und es ist best-aufgelöst, absolut perfekt zu lesen.
Also ich bin absolut kein Anhänger vom gedruckten Buch,
aus Lesersicht. So als Datenspeicher ist
ein gedrucktes Buch natürlich ziemlich perfekt, aber aus Lesersicht bin ich vom Papierbuch völlig abgerückt.
Ich verstehe natürlich sehr, dass es da immer noch Anhänger gibt. Aber wer ein Kindle und ein tolles Smartphone
hat, der weiß nicht wozu der noch ein Buch braucht, wenn er wirklich an den Informationen im Moment interessiert ist und nicht sozusagen an
der Schmökerei,
dafür ist ein gedrucktes Buch natürlich richtig geil.
Wenn man so ein richtiges Regal vor sich hat und dann einfach mal da durch zappen kann.
[21:27] Auf der anderen Seite finde ich auch die Abwendung vom gedruckten Buch, was die Leserperspektive angeht, hat auch nochmal - da steckt noch mal ein Argument der Befreiung drin.
Es ist doch
ein anderer Umgang mit Text, wenn man ihn
sich selbst gestalten
kann, sowohl was Spaltenbreite, Schriftart,
Schriftgröße usw. angeht, da kann ein Buch nun, also ein gedrucktes
Buch, gar nicht mithalten und es sind aber Vorzüge,
die man erst richtig zu schätzen
lernt, wenn man mal ein bisschen herumgespielt hat mit den Möglichkeiten, die das Digitale da so liefert.
Auf der anderen Seite, das hier nur kurz erwähnt, Schirrmachers
'Wer liest wird gelesen' ist natürlich
ein echtes Problem, hat aber mehr mit dem Vertrieb von Büchern zu tun, weil wenn wir alle Kindle lesen, klar, diese Kindle Sachen werden zurück, also direkt zurückgemeldet. Man kann es zwar auch deaktivieren,
macht aber keiner.
Aber das hat erst mal mit dem E-Book an sich nichts zu tun. Man kann auch E-Books lesen ohne die ganze Zeit überwacht zu werden, was man denn da liest.
[22:21] Für eine Sache noch muss ich nochmal Amazon nennen, es
spielt ja auch eine Rolle für mich jetzt, weil ich die Rentnerrepublik natürlich auch
drucken werde und das
Format, da bin ich schon ziemlich entschieden wird, dieses pocket book von Amazon sein.
Nicht nur weil sie das Rund-um-Paket machen mit "Lade diese docx-Vorlage runter und dann kannst du direkt reinschreiben,
was ich übrigens
jedem Autor empfehle, in dem finalen Design zu schreiben
und nicht irgendwie
auf A4 irgendwas und so und dann sieht der Text ganz anders aus danach, sondern man muss im fertigen Design schreiben.
Da gibt es eine gute Vorlage und es läuft am Ende auf, und da kann man ja mal gucken, diese Amazon Pocket Books für 4,99€.
Keine Ahnung, was das für eine Bindung ist, ob das heiß oder warm geklebt ist oder wie auch immer.
Aber es ist einfach ein sensationelles Produkt, so als haptisches Produkt für 4,99€, das ist ein bisschen wie Smartphones für 300€.
Die dürfen dann auch mal runterfallen und
die nimmt man auch mit an den Strand und die darf man auch mal in den Sand legen.
Ganz anders als jetzt diese Hardcover-Dinger für 21,90€, mit dem man dann
eben nicht so umgeht, wie man mit Büchern eigentlich
umgehen sollte. Das ist so ein
bisschen das Argument von Casey Neistat,
wenn du eine Kamera hast, die dir zu wertvoll ist um sie mit rauszunehmen, ist es eine scheiß Kamera, egal was sie macht.
[23:38] Kein Wunder, dass jetzt alle mit ihrem Smartphone fotografieren und mal richtig interessante Bilder entstehen,
weil es eben nicht nur auf die Bildqualität, sondern vor allem auf das Motiv ankommt.
Und da, Amazons Projekt mit diesen 4,99€ Büchern, die noch mal halb so billig sind oder halb so teuer,
je
nachdem, wie die Taschenbücher der Verlage, also da
finde ich müssen die Verlage langsam mal ein bisschen aufwachen, weil irgendwann kriegen die Leute auch mit,
dass
das einfach ein tolles tolles Format ist und dass man Bücher vielleicht
auch des Lesens wegen kauft und nicht damit sie später gut im Regal aussehen oder wie diese bescheuerten Visitenkarten, die man nicht knicken kann,
irgendwie so
"Oh, das ist aber eine tolle Visitenkarte", ne, dafür braucht man, also wer dafür Bücher braucht, hat vielleicht
am Medium Buch sich auch ein bisschen versündigt.
Na gut. Hendrik.
[24:29] Für die gedruckte Version weist er darauf hin: "Zumindest
für den Weg vom Manuskript zum gesetzten Text gibt es sehr gute Lösungen. Pandoc übersetzt
automatisch von einem Format ins andere, z.B.
das Manuskript im Markdown-Format oder Word in ein professionelles druckfertiges PDF via
LaTeX und in diverse E-Book Formate."
Genau, "für LaTeX benötigt
man dann nur ein gutes Template für Bücher und schon hat man das, was sonst der professionelle Schriftsetzer macht, erledigt.
Der LaTeX-Algorithmus funktioniert seit 30-40 Jahren fast unverändert -" Das stimmt. "-
und es wurden bereits Millionen Artikel und Bücher höchster Qualität im hauptsächlich
naturwissenschaftlichen Bereich so gesetzt."
[25:12] Da stimme ich absolut zu, das auch nur als Widerspruch zu Tobi123.
Es ist nicht so, dass die Verlage heute die hochwertigsten, wenn man denn überhaupt so etwas will, hochwertigsten
Bücher produziert.
Sondern es sind tatsächlich
druckfertig angelieferte
Sachen, bei denen die Druckereien als Dienstleister
auftreten für alles Mögliche, Hochzeitsbücher, Unternehmensfeierbücher, irgendwelche Jahrbücher und so weiter und so fort.
Das ist tolle Qualität,
also da wo die Verlage sozusagen nicht eins zu eins vom Autoren über den Lektor bis hin zum Druck durchgreifen, sondern wo man einfach von den Druckereien
eine Dienstleistung haben will.
Das ist ja
in dem Fall dann auch wieder gegeben. Da kriegt man im Grunde die besten Resultate
und den Hinweis von Hendrik, das
ist absolut richtig, seit 30 bis 40 Jahren ist das so möglich.
Ich habe jetzt den Luxus, ich kann mich einfach bei Amazon, also das Docx runterladen,
weil ich weiß, da hab ich dann eine on-demand-Druckerei hinten dran kleben und ich bin mit dem haptischen Produkt vollends zufrieden.
Hendriks Weg ist der, wenn man dann doch nochmal im wissenschaftlichen Bereich spezifische
Druckvorgaben einhalten muss und so weiter und so fort, ist im Grunde wie einen Podcast selber hosten, so wie dieser.
Aber es gibt halt auch sehr viele einfache Möglichkeiten, gehst zu podigee, lädst eine Datei hoch, fertig ist die Maus.
[26:33] Und so kann man mit Büchern heute auch umgehen und das finde ich eine große Errungenschaft, weshalb ich auch das alles sehr gern nutze. Zur Arbeitsweise, Susanne fragt.
Arbeitsweise: Pinboard & Citavi
[26:44] Ich finde es ganz interessant, wie sie fragt, weil ich dachte, das wäre alles super selbstverständlich,
aber ist es anscheinend nicht. Also: "Ich finde deine Arbeitsweise sehr interessant.
Was meinst du mit Pinboard, ist das digital oder wirklich im Raum?"
Also ich sitze
hier nicht wie ein Detektiv und habe eine Wand voller Nadel und Papier, in denen ich irgendwelche Fäden ziehe, sondern pinboard.in, eine Webseite betrieben von Maciej
Cegłowski,
der seit ungefähr
zehn Jahren oder vielleicht sogar länger so eine Art Bookmarking-Dienst betreibt,
und
den empfehle ich sehr zu nutzen, weil
er überall einfach zur Hand ist.
Also ich kann quasi überall, egal auf welchem Gerät ich lese, selbst auf dem Kindle, falls ich mal
irgendwas lese, im Web oder so, kann ich mir ein Bookmark bei pinboard setzen, ein Hashtag dranhängen und den später aufrufen und damit alles machen.
Das ist - mein ausgegliedertes Gehirn ist nicht mehr Google, wo ich alles finde, sondern Pinboard, wo ich mich an alles erinnere, an was ich mich erinnern möchte.
[27:48] Außerdem falls ihr so
ein Dienst nicht braucht, aber trotzdem interessiert seid, der
Herr Cegłowski,
der pinboard betreibt, betreibt einen sehr lustigen Twitter-Account.
Also wer mal einen anderen Blick aufs Silicon Valley und die Gesamtsituation haben
will, der ist
da gut aufgehoben, @pinboard bei Twitter.
[28:04] Susanne schreibt weiter: "Auch sehr spannend, dass du die Texte diktiert hast für Bücher. Wurde das von einer Software als Text dargestellt
oder hast du dir das angehört und selbst entschieden wie und was du als Text eintippst?"
[28:20] Also ich diktiere das und dann ist das sofort Text und nur deswegen mache ich das.
Es hätte gar keinen Sinn, irgendwas zu
diktieren und mir das später anhören zu
müssen und dann auch noch selbst abtippen, sondern die
Software ist vielleicht
bekannt: dragon, davon diese professionell Reihe, der Hersteller
heißt Nuance.
Früher hieß das NaturallySpeaking oder so.
[28:45] Das ist zumindest für
Windows eine sensationelle
Technologie. Ich hab das dann noch gekoppelt mit so einer Funkstrecke.
Also ich laufe während ich Texte schreibe in meinem Zimmer auf und ab und hole mir auch mal ein Kakao aus der Küche, rede dabei und guck dann immer mal auf den Bildschirm, ob
alles gut angekommen
ist.
Und das ist meistens der Fall. Also man kann den Kopf fast ausschalten,
den Computerbildschirm ignorieren, während man
zurückgelehnt dasitzt, sein Skript in der Hand hält und Texte formuliert und ich weiß sehr viele Studenten machen das immer noch nicht. Ich kann es nicht verstehen. Ich
empfehle jedem ab dem ersten Semester guckt euch Diktat-Software an.
Es nimmt euch sehr viele Sorgen eures Lebens, ihr verpasst sonst was.
Wenn ihr euch das erst im dritten Semester anguckt, werdet ihr euch ärgern, dass ihr euch ein Jahr rum gequält
habt mit Text per Hand schreiben, trotzdem bitte mit zehn Fingern schreiben.
Ich kann das gar nicht sehen wenn sich Leute ihre Zeigefinger abbrechen und
stur auf die Tastatur starren müssen beim
Schreiben. Nicht mal mehr auf den Bildschirm
starren, das ist das Ziel beim Schreiben.
[29:56] Susanne schreibt weiter: "Besonders erstaunt war ich darüber, was du über Citavi gesagt
hast. Ich kenne das so, dass man direkt Citavi recherchiert und dort seinen ganzen Haufen Zeug hat also recht chaotisch oder
zuviel zuerst.
Du scheinst das ganz anders zu benutzen. Also machst du die Recherche ohne
Citavi und erst wenn du die ganzen Quellen hast
arbeitest du
die in Citavi ein wahrscheinlich um
eine Sortierung zu
haben, hab ich das richtig verstanden?"
Also ich benutze Citavi nicht um inhaltlich zu
recherchieren, sondern ich recherchiere,
wo man recherchiert, Bibliotheken, bei
Google, Gespräche, alles Mögliche,
Citavi brauche ich allerdings für
zwei Sachen. Das
eine ist die Datenbank.
Wenn ich eine Quelle habe, dann suche ich mir die ISBN-Nummer raus, geb die ein und hab natürlich
dann alles parat, was ich brauche um
es ordentlich zitieren zu
können.
[30:50] In den Browsern ist ja
Citavi Picker, also
ich bin auf einer Webseite, klicke auf das "In Citavi einpflegen" und dann muss ich nur noch das einzelne Zitat rüberholen und habe das dann alles präsent.
Und die zweite Funktion, für
die ich Citavi brauche, ist natürlich
das Script, also
nachdem ich aus allen möglichen Ecken
irgendwelche Sachen bei Pinboard eingeladen hab, bring ich die von Pinboard zu
Citavi.
Das ist dieser Schritt, wo auch schon die erste etwas genauere Sichtung des
Materials stattfindet und
auch schon die Verschlagwortung und der ganze Kram, dann wird das natürlich
sortiert.
Das ist eine händische
Aufgabe, das lässt sich nicht automatisieren, aber das ist eben auch genau die inhaltliche
Aufgabe, auf die es ankommt.
Und Citavi stellt mir dann ein schönes Skript zusammen.
Also ich hab dann ein hunderte und
hunderte Seiten langes PDF, das man schön durchscrollen
kann, das ich dann zurückgelehnt vor
mir habe, während ich meinen Text einspreche und
das sind die beiden Sachen, für die ich Citavi brauche, die Datenbank, um
nicht jeden einzelnen Autorennamen händisch eintragen zu
müssen, und das Skript am Ende, das mir der rote Faden ist, der dann zum Text wird.
Das habe ich auch im Studium schon
so gemacht. Ich
weiß gar nicht wie man es anders benutzen kann.
[32:07] Aber das ist der Weg: sammeln Pinboard, übertragen nach Citavi, damit ist die erste Sichtung des
Materials abgeschlossen, dann Sortierung,
Script,
ist ja nur noch ein Klick, Script herstellen, durchcrollen, ausformulieren, fertig ist der Text und danach, wenn man zufrieden ist damit,
ist der erste Durchlauf eigentlich immer schon der letzte.
Ansonsten muss man natürlich immer ein bisschen dran arbeiten.
Zur Vereinfachung dieser Übergänge zwischen Pinboard, Citavi und dem Ausformulieren habe ich ein Elgato Streamdeck Stream auf meinem Schreibtisch, das ist ein kleines 150€-Ding, da kann man Tasten frei belegen.
Im Grunde kann man jedes Medienboard benutzen, aber hier kann man noch schön Icons auf die Tasten legen, so dass man auch immer weiß, was man klickt und dann habe ich zum Beispiel alle
möglichen Citavi
Sachen wie "Hier
neues Element" einfügen, also das kleine Fenster aufklappen, Sachen kopieren, Sachen fetten, und so weiter.
Das hab ich alles mit einer Hand parat. Also ich sitze wie ein Gamer da und habe die linke Hand die ganze Zeit auf den Tasten verteilt und tippt dann die ganze Zeit, während
ich mit der Rechten nur noch mit der Maus durch die Texte fliege.
Textformen: Zweispalter & Vorabdrucke
[33:15] Gut, zu den Textformen.
[33:19] Das ist das Thema,
was ich heute eigentlich besprechen wollte. Aber
wir kommen auch gleich noch mal auf Kommentare zurück, also die Kommentare waren sehr gut, die helfen natürlich auch am meisten hier bei diesem Podcast, als wenn
ich dieses Selbstgespräch führe.
Aber ich will nochmal
ein Thema aufwerfen, das ich letze Woche noch nicht aufgeworfen habe und bei dem ich aber genauso entschieden bin, wie in Sachen kein Hörbuch und zwar Textform.
[33:42] Textform
ist auch eine
der völlig inhaltsbefreiten
Angelegenheiten, die man aber immer klären muss, egal was man macht.
Im Grunde müsste man
heute sogar Medienform fragen,
ist der Podcaster
das richtige Medium, sollte man nicht gleich ein Buch schreiben, sollte man es nicht verbinden,
wie
auch immer. Die
Medienform ist ja hier schon entschieden, aber die Textform am Ende.
Mir ist aufgefallen,
ich
stand dann doch ein bisschen hilflos da, als die freudige Botschaft kam, dass der Merkur, die
Zeitschrift für europäisches
Denken, einen Vorabdruck von
Redaktionsschluss haben wollte, ohne die Frage welchen Teil
denn, was ist denn der Teil, was nehmen wir denn für den Vorabdruck.
Und es war, für den Vorabdruck gibt's, anderes als
wenn man selbst einen Text schreibt, der
egal wie lang sein darf, Vorgaben, in dem Falle glaube ich, 25.000 Zeichen
oder so.
Und dann ist die Frage, wo hat man denn im großen Buch so einen kleinen Bogen gespannt, der
ungefähr auf der Länge irgendwas repräsentatives für
das Buch darstellt.
Und da ich mir vorher keine Gedanken gemacht habe, sondern im Grunde das Buch in vier große Teile eingeteilt
habe und im allerletzten Schritt,
innerhalb der vier Kapitel noch Zwischenüberschriften reinformuliert habe, gab es diese Bogenschläge dann gar nicht, so dass wir einfach den
Anfang des Buches genommen haben als Vorabdruck, was sich
natürlich immer anbietet, aber
was eben auch so eine Verlegenheitslösung ist.
[35:01] Deswegen habe ich jetzt die Entscheidung getroffen, alles, der
ganze Text ist vorabdruckfähig und
zwar auch in unterschiedlichen Längen und da fiel mir ein Text wieder ein, den
ich in Redaktionsschluss verarbeitet habe, weil er für alle Autoren sehr wichtig ist,
nämlich eine Analyse von Mike Sall.
Der hat mal Chartbeat-Daten analysiert, falls
ihr Chartbeat nicht kennt, das ist die Software, mit der so ungefähr jedes
Medium in Deutschland
und auf der Welt, außer SPIEGEL ONLINE vielleicht, den
Leser liest, während er
die Seite liest, die man betreibt.
Und
da diese Daten nicht, wie man das ja auch erwarten könnte, heute ist es vielleicht
häufiger so, lokal verarbeitet werden, also jedes Medium betreibt seinen eigenen
Analyse-Dienst, nein, man hat sich damals, alle haben sich in die Cloud eingeklickt, bei
Chartbest eingebucht und diesen Service genutzt, der wie Google Analytics
auf Google-Servern läuft, sodass der Betreiber, im dem
Falle Google oder eben hier Chartbeat, selber Zugriff auf das Leseverhalten
der ganzen Welt hat, also von Hunderten Millionen Lesern und Analysen haben ergeben:
[36:07] Die optimale Länge für ein auf einem Bildschirm gelesenen Artikel sind
sieben Minuten und egal was man macht,
nach
sieben Minuten lässt das Interesse nach. Kann sein, dass dann die Ablenkung steigt,
alles
Mögliche, dass man was anderes lesen will, aber man kann als Autor,
mit einem Thema zur Hand fast nichts machen um diese Sieben-Minuten-Marke weiter nach hinten zu verschieben, es gibt natürlich immer Ausrutscher.
Auf der anderen Seite hat die Datengrundlage ein kleines Manko.
94 Prozent der Artikel sind grundsätzlich kürzer als
sechs Minuten, liegen unter sechs Minuten Lesedauer,
aber selbst bei den 94 Prozent, was jetzt hoch klingt, es bleiben sozusagen nur sechs Prozent übrig als Kontrollgruppe für dieses Argument,
muss man aber sagen, ja
die Datengrundlage für
dieses Argument ist
so gigantisch, so riesig, Milliarden von
Texten, dass man sagen kann, ja, sieben Minuten sind
nunmal das Optimum.
[37:05] Wir wollen natürlich so ein Buch, wie hier entsteht, nicht auf Bildschirm lesen.
Und selbst wenn, sind es nicht die Bildschirme, wo die ganze Zeit Twitter reinfliegt, sondern Kindle-Style oder alles ausgeblendet auf dem Smartphone, nur der Text ist präsent, da kann man ein bisschen länger gehen.
Mir haben jedenfalls die Zweispalter in der FAZ schon immer gut gefallen.
[37:24] Der
Einspalter ist dieses typische 'kann man morgens mal schreiben',
und wenn es nicht gelingt, guckt man am Nachmittag nochmal drüber und baut alles grob um.
Der Zweispalter dagegen ist
so eine Textlänge 1.400 Worte, da
muss man sich vorher kurz Gedanken machen, und wenn
er 17 Uhr fertig sein
muss, zum Andruck der Zeitung,
dann muss man um 10 Uhr schon entschieden sein, was man schreibt, weil da kann man dann nicht plötzlich 15
Uhr noch mal groß umbauen und so weiter.
Es sei denn man ist jetzt super routiniert im Thema drin und so.
Aber dieser Zweispalter ist
doch so eine Tagesproduktion von Text,
die genug Disziplin einfordert auf Schreibender
und auf lesender
Seite.
Und deswegen hab ich mich entschieden, konsequent Zweispalter zu schreiben, sind natürlich dann keine Zweispalter im Buch.
Aber von der Länge her, die typischen
Zweispalter, die
sich, in perfekter
Art und Weise,
das
wäre dann der Nebensinn sozusagen, der Nebeneffekt, die
sich wunderbar dann auch als Vorabdruck bei
Bedarf eignen oder eben auch als Nachabdruck.
Man kann Argumente so
schön clustern, zuspitzen, kleine Bögen spannen, dass der
Text an sich dann trotzdem zusammenhängt, das steht ja da nicht in Frage, aber Unterbrechung, also Zwischenüberschriften, kann man bringen, wobei, aber das ist wieder ein Argument, was nur für kleinere Texte
gilt.
[38:45] Bei der FAZ haben wir 2014 festgestellt, als
wir einen Reader Scan gemacht haben, dass Zwischenüberschriften weil
man denkt "Ach
hier mal eine kleine Entspannung für das Auge, hier ein kleines Bildchen",
[38:58] das typische Argument von keine Bleiwüste und so, dass das alles
Rauswerfer waren, Zwischenüberschriften sind immer Rausschmeißer aus dem Text.
Leute steigen ungern wieder in den Text ein, wenn irgendwie
so eine zweiteilige Zwischenüberschrift -
entweder Leute interessiert
der Text oder nicht und dann liest man halt oder nicht.
Und wenn Zwischenüberschriften sind, sind es doch mehr Angebote "Hier könntest
du jetzt aussteigen, lass dein Blick schweifen", zack war das Auge weg und dann liest man auch nicht weiter und ich
würd sagen, bei Büchern kann
man's ein bisschen höher treiben.
Alle gut 1.400 Worte eine neue Zwischenüberschrift um
sich dann auch selbst zu sagen,
also wenn das Argument jetzt noch nicht entfaltet ist, mach dir andere Gedanken. Aber jetzt muss ein neuer Dreh rein.
Das wär so die disziplinarische Vorgabe an mich selbst.
Rentnerrepublik: Hikikomori Vs. Juvenilisierung
[39:44] Gut, inhaltlich. Es wurde auch inhaltlich schon interessant, ich wollte Inhalte noch nach hinten schieben. Aber es sind Kommentare aufgetaucht.
Max hat zum Bildungsnotstand geschrieben und
zum Lehrermangel, das war nun ein Kommentar, der sich ausschnittsweise sehr
gut eignete, um
getwittert zu werden,
als Volker Kauder gestern über
den Bildungsmangel, den Bildungsnotstand, öffentlich sprach.
Diesen Kommentar hebe ich mir auf, aber Partizipator Konsument hat geschrieben:
"Wir sind ja gedanklich noch
bei der Form und vielleicht noch ein Stück weit weg vom Inhalt," genau, "aber habt ihr nicht auch das Gefühl, die
mediale Sau ist schon mal durchs Dorf getrieben worden?
Alt gegen Jung? Die Rentnerrepublik, die auch im Denken konservativer wird,
weil die Dynamik des Geistes abnimmt, je älter man wird. Ob man daraus einen kollektiven Zustand postulieren kann
oder diese Postulierung der
eigentliche inhaltliche Spaß
wird, bleibt abzuwarten."
[40:42] Na gut Herr Konsument, das kann man natürlich so
sagen. Diese Sau Rentnerrepublik ist
auf jeden Fall schon durchs Dorf getrieben worden.
Alt gegen Jung ist ein ständiges Thema, wenn auch nicht auf der Präsenzebene, auf der ich mir das so ein bisschen auch wünsche.
[40:58] Damit nicht alle so verzweifelt sind. Aber die mediale Sau, also diese mediale Sau wurde durch's Dorf getrieben genau so, wie du es beschreibst, der kollektive
Zustand,
eines in der Dynamik abnehmenden Geistes, die
Rentnerrepublik als
gesetzte ruhige Stagnationsesellschaft, bei
der man nicht so viel Angst haben muss, dass Chemnitz jetzt ausstrahlt
auf die ganze Welt, weil alte Menschen nun mal ungern demonstrieren und
gewalttätig werden und wir werden immer älter, also
werden wir auch eine friedvolle Gesellschaft.
Diese Studien sind alle interessant, sind alle geschrieben, sind auch alle gut, allerdings
Rentnerrepublik meint
hier tatsächlich ein
bisschen was anderes.
Der Begriff bleibt schwammig, wird er auch noch eine Weile sein, wir werden ihn ausführlich
entfalten, aber es geht nicht so sehr um materielle Macht
und Gerechtigkeitsfragen.
[41:49] Auch wenn Argumente wie, was weiß ich, Erbschaftsteuer dann naheliegen. Solche Texte könnte man schreiben.
Wer allerdings mehr zeitungsrelevant, würde ich sagen, also da ist man nach 1.400 Worten auch fertig mit dem Argument.
Mir geht es um darüber hinausgehende Geisteszustände und
zwar nicht die Dynamik des
Geistes nimmt ab und wir hängen alle den Innovationen
in Asien hinterher,
wo ja alle so jung sind oder
sind bedroht vom afrikanischen Eros wie die Philosophen sagen
würden, aufmüpfigen Geistern, die eine Gesellschaft überrumpeln können, schon
allein weil das Durchschnittsalter 15 Jahre alt ist und damit, na ja
Politik relevant auf diese Altersklasse bezogen werden muss, damit nicht alles ex
plodiert, also genau das Gegenteil von Europa sozusagen.
Mir geht es tatsächlich um Geisteszustände und das muss man vielleicht auch nochmal ein bisschen rauskramen.
[42:43] Ein Land, das älter ist als Deutschland
im Schnitt ist ja Japan und man kann mal bei Google nach Selbstmordrate
Japan suchen und wenn man das macht, stößt man
zum Beispiel darauf, dass man gar keine Seite anklicken
muss.
Man bekommt von Google selbst einen Info-Kasten, in
dem dann steht, natürlich aus irgendner Quelle, die in dem Moment aber
egal ist, Google will sie ausblenden, Google will dass man auf der Seite bleibt,
Japan weist eine der höchsten Selbstmordraten auf. Einem
Bericht der Weltgesundheitsorganisation zufolge ist die Selbstmordrate
60 Prozent höher als der weltweite Durchschnitt,
in diesem Land begehen durchschnittlich 70 Menschen täglich Selbstmord, darunter eine beunruhigende Zahl von Kindern.
Seit 2014 ist Selbstmord die erste Todesursache
unter Kindern im
Alter zwischen zehn
und 19 Jahren und die Selbstmordrate
unter Kindern steigt trotz der allgemein
zurückgehenden Selbstmordrate weiterhin
an.
[43:43] Wir haben - ja das sind so diese Hinweise.
Wir haben es hier
mit anderen Problemlagen zu
tun, als dass es zu viele Alte gibt und deswegen im Durchschnitt die Dynamik des Geistes und so weiter ja, mit allem was ich eben genannt habe, sondern wir haben es hier mit so verschiedenen
Phänomenen zu tun.
Junge Menschen töten sich, treten lieber aus dem Leben, als dieses Leben, was sie haben und erwarten für
die nächsten
Jahrzehnte weiterzugehen.
Ältere Menschen schließen sich
im Schlafzimmer ein. Kann
man nochmal hinweisen auf
dieses Phänomen,es heißt Hikikomori, darauf kommen wir auch noch zu sprechen.
Mehr als eine Million japanische Männer leben
in ihrem Schlafzimmer
und trauen sich nicht mal, sich
selbst ihrer Familie zuzumuten, sondern sie
leben einfach im
Schlafzimmer und damit ist 24 Stunden am
Tag in ihrem Schlafzimmer gemeint. Sie
kriegen noch so eine rudimentäre Versorgung von ihren Ehefrauen, mehr Kontakt lassen sie nicht zu.
[44:37] Die Frage ist immer so ein bisschen, ist das vorbildhaft, ist das beispielhaft für eine alternde Gesellschaft.
Und wenn ja, warum ist das so. Welche Mechanismen treiben denn Gesellschaften dahin, dass sich das so aufs Individuelle niederschlägt.
Und da bin ich sehr dankbar für den Kommentar von Pascal noch, weil der hier sehr gut passt.
Ein bisschen kryptisch formuliert, aber sehr interessant.
Ich klammer mal die Klammern, die er da drin hat aus, sondern lese ohne Klammern: "Widerspricht/koexistiert die Rentnerrepublik nicht mit der
Juvenilisierung bei
Andreas Reckwitz in Die
Gesellschaft der Singularitäten, wonach Jugendlichkeit, also
Offenheit nicht im ethischen Sinne, sondern im freizeitaktivistischen,
Selbstverwirklichung, Bewegungsdrang, gewisse urbane und kosmopolitische Freizeitaktivitäten,
für Rentner also aktives Altern, zu einem attraktiven und
somit dominanten Kulturmuster für alle Altersstufen wird,
natürlich nur für die
Leute, die es sich leisten können, also 40 Prozent,
die ungefähr 40 Prozent große Akademikerklasse.
Das ist kryptisch, kaum
verständlich, aber das ist sozusagen, was die Fragestellung hier angeht, auf den Punkt formuliert. Also es
gibt zwischen der Rentnerrepublik, die
der Partizipator Konsument
meint,
[46:01] nämlich
ja die Gesellschaft
wird dröge, träge, sie stagniert, die
Innovationen nehmen ab,
das Erbe wird von Bedeutung, Lebensgestaltung wird
immer, naja wie soll man sagen weniger leistungsabhängig, wodurch immer mehr
[46:17] Enttäuschung und Ernüchterung sich breitmachen, das ist das eine.
Dann haben wir auf der anderen Seite, und das ist eben die Frage Koexistenz oder Widerspruch, diese Juvenilisierung der Gesellschaft.
Und da mir Andreas Reckwitz Buch sehr präsent ist, da
er nämlich in
Die Gesellschaft der
Singularitäten mein Redaktionsschluss erwähnt, will ich mal kurz seine Definition vorlesen, weil
die trifft hier die Fragestellung wirklich auf den
Punkt.
Also Andreas Reckwitz schreibt, "Juvenilisierung: die demografische Entwicklung der spätmodernen Gesellschaft ist bekannt.
Das Lebensalter verlängert sich und lässt die Gesellschaften insgesamt altern.
Zugleich findet jedoch auf der kulturellen
Ebene ein Prozess der Juvenilisierung statt, das heißt, Jugendlichkeit als kulturelles Muster wird für alle Altersstufen attraktiv und
dominant.
Dabei enthält der singularische Lebensstil der neuen Mittelklasse nachgerade eine innere Affinität zur Jugendlichkeit.
[47:19] Ein kulturelles Muster von (moderater) Jugendlichkeit prägt ihren aktivistischen Lebensstil,
der einen Anspruch auf Selbstverwirklichung und Offenheit erhebt, in Freizeit und Beruf nach neuen Erfahrungen strebt,
der urban ist und sich durch erheblichen körperlichen Bewegungsdrang auszeichnet."
[47:43] Also wir haben es hier wirklich
mit beiden zu tun, Hikikomori und Juvenilisierung.
Und jetzt ist die Frage, kriegt man
das in einen
Bogen gespannt, kann man ein gesellschaftliches soziales Argument machen oder muss muss man sich jetzt jedes Individuum selbst angucken und dann sich entscheiden.
Hat es jemand in der Biografie geschafft und fährt auch mit 70 Jahren noch groß in Urlaub, hat
Freunde, soziale Kontakte und ist unterwegs und mobil oder Schicksal Schlafzimmer.
Und das ist sozusagen der Blick auf die Alten, der Blick auf die Jungen ist genauso interessant.
Reckwitz
schreibt weiter, "die Zeit
seit den 1990er Jahren scheint die erste Phase in der modernen Kulturgeschichte zu sein,
die ohne genuine
Jugendbewegungen auskommt.
Worum Jugendkulturen traditionell gegen
das konformistischen Establishment gekämpft haben, ist schließlich selbst zur Hegemonie geworden sich selbst verwirklichen
zu dürfen."
So also die Jugend hat bis zu den Neunzigern, deswegen auch, die Bravo erscheint nur
noch alle zwei Wochen und muss dann wahrscheinlich bald
aufs Digitale umsteigen, weil
es keinen mehr interessiert, was die Jugend macht, weil jetzt alle jugendlich
sind.
Und wenn jetzt hier steht, das hatte sehr lange mit so einer rituellen Selbstfindung und Selbstverwirklichung zu tun,
[49:04] ist die Frage neu,
ist das jetzt gut, dass wir uns alle selbstverwirklichen, auch mit 40 50 60 Jahren, die Kinder sind
aus dem Haus,
alle werden nochmal
aktiv.
Die Apotheken Umschau zum Beispiel ist
auch deswegen erfolgreich, weil
sie genau diesen "Du kannst doch noch was mit deinem Leben machen,
nein du bist zwar Rentner, aber deswegen stirbst du nicht morgen, sondern erst in 25 Jahren, mach dir Gedanken, raff dich auf".
Das ist ja diese Doktrin, die da drin steckt. Es
hat eben sehr viel zu tun mit dem vorher auf die Jugend gemünzten Recht oder Bedarf nach Selbstverwirklichung.
[49:36] Wenn wir uns aber die Gesellschaft heute angucken, der Wunsch nach Selbstverwirklichung ist da, breitet sich sogar aus.
Die Gelegenheiten und Angebote sich selbst zu verwirklichen, sind die denn gegeben.
Unter allen Prekariatssachen,
die wir hier noch besprechen werden, unter
allen Ideen wann man eigentlich anfängt, darauf getrimmt zu werden, mach
dir auch über dein Alter und eine Rente Gedanken usw.
Also, großer Wunsch nach Selbstverwirklichung über die Generationen hinweg.
Aber was ist denn mit der Selbstverwirklichung so auf materieller individueller Ebene.
Da ist genau so ein Widerspruch bei den Jungen wie wenn man zwischen Hikikomori und zwischen
Juvenilisierung unterscheidet, da ist Pascals Frage genau richtig.
Koexistenz oder Widerspruch, nicht
abstreiten kann man,
dass es einen Zusammenhang im Verhältnis
von beiden Phänomenen
jeweils gibt.
Und das sind die großen Fragen, die
wir hier ausführlich
besprechen, weshalb wir eben nicht nur auf dieser politischen Forderungsebene bleiben.
Das ist die Sau, die schon lange durchs Dorf getrieben wurde.
[50:42] Jens Spahn hat so Wahlkampf gemacht, wie Familien-Wahlrecht und
der ganze Kram, um den einen oder anderen Alterungseffekt in der Gesellschaft
auszugleichen und den Jüngeren auch wieder Stimmen zu geben.
Das sind alles Säue, die durchs Dorf getrieben sind, aber die dahinterliegenden kulturellen sozialen Zusammenhänge,
solche koexistenten sich widersprechenden Entwicklungen, die einfach miteinander zusammenhängen.
in alternden Gesellschaften, das wird dieses Thema hier sein, aber das ist vielleicht noch zu viel Inhalt, weil da
habe ich noch nicht den großen Überblick.
Ich habe ja alles noch in Pinboard und ich bin gerade dabei zu übertragen nach Citavi und zu sortieren.
[51:17] Deswegen schließen wir da an, beim nächsten Mal
aber wahrscheinlich noch
nicht, denn die ein oder andere Formatfrage ist dann doch noch zu klären.
Mal schauen. Lasst euch überraschen. Ich versuche das wöchentlich zu machen.