Ich habe es schon einige Male gesagt, ich gehe nicht gerne ins Theater. In der Kulisse ist meist zu wenig los und zur Intensivierung des Erlebnisses bleibt meist nur das emotionale Schauspiel. Das fand ich schon zu Schulzeiten schwierig, weil irgendwie übergriffig. Heute war ich aber mal wieder dort. Ich wollte wissen, wie es um die Schöne Neue Welt steht.
Am 8. Oktober 2013 erschien ein Buch, das seinerzeit über sie aufklärte. Damals war die gute alte Zeit. Es war gerade Buchmesse in Frankfurt. Ich war im Feuilleton der F.A.Z. Die Zeitung hat noch ihre tägliche Buchmessenzeitung herausgegeben. Wir schwirrten durch die Stadt, weil die Messe auch in den Restaurants stattfand. Neuseeland hatte, wie jedes gute Gastland, Kochbücher mitgebracht. In all dem Trubel erschien Dave Eggers’ „THE CIRCLE“ in Amerika.

Meine Rezension dazu erschien am 12. Oktober. Morgens war mein Text in der Zeitung, abends war Buchmessenempfang unseres Feuilletons und eine meiner schönsten Erinnerungen ist, wie mich Frank Schirrmacher an dem Abend begrüßte. Da nach meinen Maßstäben im Metier der Literaturbesprechungen dann nichts mehr zu toppen war, ist mein Text zum Buch bis heute meine einzige Schreibarbeit zu Literatur geblieben.
Und heute, mehr als zehn Jahre später, wird THE CIRCLE im Altonaer Theater gespielt. Für Theater gilt für mich dasselbe wie für die Literatur, ich kann wenig dazu sagen, außer, dass ich es heute sehr gut und empfehlenswert fand. Ich wollte das Stück sehen, ohne zu viele Erwartungen an das Theater an sich zu haben. Ich war aber neugierig, ob auf der Bühne gelingt, was Eggers im Buch so toll gemacht hat, nämlich diese große Frage – Was passiert, wenn ein Unternehmen/r die Welt verschlingt? – auf die Gefühlswelt einer einzelnen Person herunterzudampfen, in der wir uns entdecken können, allein weil wir mit ihr das Schicksal teilen, auch eine Person zu sein.
Mir ging es also um Mae und Ty. Sie, die in eine Welt neu eintaucht und sich von ihr verzaubern lässt. Und er, der Zauberer, der diese Welt erschaffen hat und sich nun vor ihr fürchtet und versteckt. Wie die beiden aufeinandertreffen, davon handelt das Buch und das Stück. Miriam Schiweck und Jascha Schütz haben mir heute einen tollen Abend aus guter alter und schöner neuer Welt beschert. Und ich schreibe das insbesondere, weil das Theater etwas leer war und ich glaube, dass die Gelegenheiten, die beiden (und das weitere Ensemble natürlich) zu sehen, genutzt werden sollten. Zehnmal wird es nämlich noch gespielt. Also, auch wenn ihr Theater eigentlich nicht mögt, geht hin.
Keine Angst, das Theater macht nicht den Fehler der F.A.Z., alles unter Moral und Appell zu verschütten. Das Buch erschien erst nach Frank Schirrmachers Tod auf Deutsch. Die F.A.S. machte damals ein ganzes Feuilleton dazu – zu viel. Dazu passend steckt noch ein Scherz von Tristan Harris im Programmheft.
Das Bild oben ist vom Theater.
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