Stefan: [0:00] Fernsehmomente zu einem antiken Moment der Fernsehgeschichte, das TV-Duell. Es ist ja nun schon anderthalb Tage her, das heißt, niemand wartet auf meine Meinung, jeder hat ja schon eine und ich lese die Podcast-Titel vor. Es ist entweder die Meinung von Paul Ronsheimer, Scholz gegen Merz, was verändert das TV-Duell? Oder die von Michael Bröker, das TV-Duell, die Analyse. Oder es ist von Gordon Ripinski, Merz gegen Scholz, die Analyse des TV-Duells. Oder Markus Feldenkirchen, Kanzlerdschungel.
Stefan: [0:32] Auf Robin Alexanders Meinung warten wir noch. Ich habe mir das TV-Duell heute Nacht auch angehört und ich habe grobe Unschärfen festgestellt zu diesen Podcasts, die ich gestern hörte dazu, weshalb wir uns das hier nochmal im Detail anschauen. Denn ich glaube, wir wurden einige in die Irre geführt. Nicht zuletzt von diesen Spontananalysen, die direkt auf das TV-Duell folgen, also direkt im Anschluss in den Sendungen selbst, auf den Sendern selbst, sondern es gibt doch eine große, wie soll ich sagen, Ungereimtheit zwischen, was debattieren wir hier so insgesamt überhaupt. Deswegen diese Fernsehmomente. Wir gucken uns einen Kontrast an, nämlich den zwischen, wie über das TV-Duell geredet wird und was in diesem TV-Duell so gesagt wurde.
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Fernsehpodcast
Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien. Triggerwarnung, hier wird Fernsehen geschaut. Einschalten, hinschauen; nicht fragen, wieso? Mit diesem Podcast halten Aliens Kontakt zur Realität, wie man sie in den Abendnachrichten für alte Leute zeigt.
Stefan: [1:20] Und wir beginnen mal hier mit Karl-Rudolf Korte. Der hat also das TV-Duell gerade live und an einfacher Geschwindigkeit gesehen, was ungesund ist und kommt zu folgendem Schluss.
Fernsehmoment: [1:30] Der Bundeskanzler hat sich zugewandt dem Herausforderer. Das kennt man nicht, ein zuhörender Bundeskanzler. Und der Herr Merz war viel freundlicher als sonst. Er hat viel mehr gelächelt, als wir ihn sonst so sehen.
Stefan: [1:44] Oh, Merz hat gelächelt und Scholz hat zugehört. Das kennen wir so nicht vom Kanzler. Das machen Kanzler nicht. Okay, Karl-Rudolf Korte dachte sich, ich überdrehe mal noch ein bisschen.
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Fernsehmoment: [1:57] Ja, das sind in ihrer Sachlichkeit beide ähnlich, wie sie heute Abend agiert haben. Das sind keine Populisten, die auftreten. Das sind Extremisten des Normalen, an die wir uns hier gewöhnt haben in Deutschland, die wir gerne in Serie auch wählen. nicht die auftrumpfen durch eine bestimmte Polemik, sondern die auch wechselseitig sich zuhören. Das macht die politische Kultur hier so unterschiedlich von anderen Leuten. Und die Sicherheitsdeutschen als Wählerinnen und Wähler wünschen sich auch genau das.
Stefan: [2:24] Also wir wünschen uns kein Geschrei, egal was inhaltlich abläuft. Extremismus des Normalen. Und beide sind da die Vertreter. Ich weiß nicht. Es gab auch relativ zügig einen Deutschland-Trend.
Fernsehmoment: [2:37] Schauen wir, wie das Ganze sich nach verschiedenen Alterskategorien gestaltet. Da ist ziemlich deutlich das Bild bei den Jüngeren, also bei den bis 34-Jährigen, da liegt Olaf Scholz vorne. Und bei den älteren Alterskohorten oder Generationen, da dreht sich das Bild ein wenig. Bei den bis 59-Jährigen liegt Friedrich Merz vorne, bei 60 und älter ebenfalls Friedrich Merz vorne, wenn auch knapp.
Stefan: [2:59] Ja, okay. Auf ein paar wenig Veränderungen, vor allem nicht bei den Alten. Und auf die kommt es an. Es gibt keine jüngeren Wähler. Hier werden 16 bis 34, 18 bis 34-Jährige ausgeflaggt. Die spielen keine Rolle. Die Alten, obwohl die Balken da kleiner sind, diese Balken sind Frankfurter Skyline. Und diese Jungen sind Hütte in der Eifel oder so. Jetzt hören wir hier Matthias Deis im Gespräch. Er ist ein Korrespondent. Er ist also nochmal mehr vor Ort. Keine Ahnung, wie das immer geht. Aber die machen ja immer Live-Schalten, wo sie einen Raum nebeneinander sitzen. Es ist alte Leute-Fernsehen, was wir auch daran sehen, dass hier ein unendliches Delay zwischen, keine Ahnung, wo das TV-Duell stattfand und dem Hauptstadtbüro, also die 5 Meter müssen überbrückt werden, Satelliten einmal um die Erde, wie auch immer. Da wir ein moderner Podcast sind, in dem Stille automatisiert rausgeschnitten wird, zähle ich den Delay mit, Und wir können uns dann alle überlegen, warum schläft Oma Erna nicht einfach ein, während sie das sieht? Es ist wirklich verrückt.
Fernsehmoment: [4:01] Und wie hat sich Friedrich Merz eben geschlagen?
Stefan: [4:04] Eins, zwei, drei, vier.
Fernsehmoment: [4:08] Auch er konnte an anderer Stelle ganz klar punkten, als es um die Migrationspolitik oder die Lage der Wirtschaft ging.
Stefan: [4:18] Okay, Merz konnte punkten. Es ist der Extremismus der Normalen, des Normalen. Diese Leute schreien nicht, sie wenden sich einander zu, sie gucken nicht böse, sondern sie lächeln, wie auch immer.
Debatte vorm Duell
Stefan: [4:31] Jetzt nähern wir uns dem TV-Duell, indem wir einfach die nachrichtliche Berichterstattung zu den Themen des Duells mal in den Nachrichten nachvollfolgen. Wir fangen an beim 3. Februar. Es ist Parteitag. März hat Ende Januar gerade seinen Doppelschlag da im Bundestag gemacht. Also haben wir ja mitbekommen, Gesetzesvorschlag zu Strombegrenzung, keine Mehrheit. Appell an die Bundesregierung hat eine Mehrheit mit der AfD und so weiter und so fort. Er steht auf dem Parteitag auf der Bühne und versucht, wie wir dachten, die Schäfchen so ein bisschen zusammenzuhalten. Aber nein, es hat ihm ja Umfrageerfolge gebracht. Also kann er groß auftrumpfen und uns nochmal etwas sagen, von dem wir wissen, aber das ist doch wirklich Quatsch, es ist doch gestern passiert.
Fernsehmoment: [5:21] Ich kann den Wählerinnen und Wählern in Deutschland eines sehr klar und sehr deutlich versichern. Wir werden mit der Partei, die sich da Alternative für Deutschland nennt, nicht zusammenarbeiten. Vorher nicht, nachher nicht, niemals.
Stefan: [5:40] Niemals. Also ist er ein Mann der Zukunft, bei dem niemals nur nach vorne gerichtet ist? Weil wir müssten ja sagen, du hast ja gestern mit ihm zusammen gearbeitet. Dann sagt er selber vorher nicht. Ist doch verrückt. Also so gestört kann man doch gar nicht sein. Aber gut. Also eine klare Lüge auf der Bühne. Daniel Günther, der ja versucht, seine Schäfchen noch ein bisschen im Trocken zu halten. Als letzter Vernünftiger oder zweitletzter Vernünftiger in der Partei. Versucht jetzt daraus für uns spin-dokterisch das meiste rauszuholen.
Fernsehmoment: [6:10] Wir müssen schon sagen, natürlich die Demonstrationen, die stattfinden, da sind auch viele Menschen, die sich in der letzten Woche wirklich ehrliche Gedanken darüber gemacht haben. Aber ich glaube, wer bis heute Restzweifel gehabt hat, dem kann man nur sagen, die Botschaften von Friedrich Merz waren eindeutig eine klare Absage an jegliche Zusammenarbeit, keine Minderheitsregierung, all das hat er heute unmissverständlich klar gemacht. Und dafür steht jetzt die Union.
Stefan: [6:34] Das hat er jetzt klar gemacht durch Talk. Der Talk, der eine Lüge darstellt im Vergleich zur Action, die stattfand. Wir werden das niemals, auch vorher nicht, doch ihr habt doch gerade, also gilt es nicht, was du sagst. Daniel Günther versucht es jetzt einfach festzunageln. Markus Söder genauso. Also hier mal in trauter Einsamkeit, würde ich schon sagen, Einigkeit die beiden.
Fernsehmoment: [6:56] Wir haben gezeigt, ja, wir sind eine neue Union. Wir treten bei der Frage mit neuer Glaubwürdigkeit an. und wir werden die Migration in Deutschland wirksam begrenzen.
Stefan: [7:07] Ja, neue Glaubwürdigkeit durch das, was passiert, das ist natürlich cool. Wir hören hier an, Gelinek heißt sie, glaube ich, die vom Tisch aus moderiert. Ich würde sagen, für alle, die soziologisch so ein bisschen hinterher sind, keine Ahnung, der Grundbegriff Paradox, was ist eigentlich eine Paradoxie? Da würde ich sagen, das hier vielleicht.
Fernsehmoment: [7:30] Und noch unklarer ist, was der oder die Wählerin über den Kurs von Friedrich Merz denkt. Umfragen geben Anhaltspunkte. Zum Beispiel, dass viele CDU-Wähler zwar für die Verschärfung der Asylpolitik sind, aber gegen eine Zusammenarbeit mit der AfD.
Stefan: [7:48] Ja, und das ist, jetzt wird es für uns interessant, denn ich bin für AfD-Politik, aber da die AfD stigmatisiert wurde, bin ich nicht dafür, mit der AfD zusammenzuarbeiten. Und hier muss man sich jetzt fragen, worin genau liegt der Wert? Also im Talk oder in der Action? Wenn Friedrich Merz mit der AfD eine Mehrheit herstellt und dann auf der Parteitagsbühne sagt, das mache ich niemals, vorher nicht, nachher nicht und überhaupt, dann gibt es eine Inkongruenz zwischen Talk und Action. Und offenbar ist das das, was sich die Wähler wünschen. Wir hören das hier von CDUlern vor Ort. Das sind jetzt sozusagen herausragende Wähler, denn die treffen sich auch zum Gespräch, zum Bier am Stammtisch. Aber es schwingt überall diese neue Paradoxie mit.
Fernsehmoment: [8:39] Heute haben sie auch in der Ostalp nur ein Thema, der Märzvorstoß. Inhaltlich ist es in Ordnung. Aber ich denke, dass das aus wahltaktischen Gründen einfach am Mittwoch war. Und dass es letztendlich so ausgegangen ist, dass der Vorstoß mit der Zustimmung der AfD zu tragen gekommen ist, das finde ich sehr schade.
Stefan: [8:59] Inhaltlich ist es in Ordnung. Also ich esse das gern, aber die Packung sollte so ein bisschen rau sein, damit sich das nach Papier und nicht nach Plastik anfühlt. Und es wäre gut, wenn grüne Bäume drauf gedruckt sind. Das ist im Grunde das Ernährungsverhalten übersetzt in politisches Verhalten. Und so wünscht man sich dann auch die Nachrichtendiät. Also wir bekommen ja Nachrichten, die genau diesen Wünschen entsprechen. Hier hören wir noch einen anderen CDUler aus einem anderen Ortsverein.
Fernsehmoment: [9:26] Beim CDU-Stammtisch in der Ostalb sehen sie sich in der Defensive. Trotzdem herrscht noch Zweckoptimismus. Dass jetzt momentan das nicht ganz so toll gelaufen ist, gut, das kommt in der Politik eben vor. Jeder Mensch macht in seinem Beruf mal was, was er vielleicht nicht so wollte. Aber das kann man ja dann wieder regulieren.
Stefan: [9:45] Ja, und für diese Dissonanzen, Paradoxien, wie auch immer, ist einer vor allem zuständig, um uns und den Wählern zu erklären. Das ist unser Teddybär, Ministerpräsident Boris Rhein. Kurs statt Chaos, klare Kante. Er versucht jetzt hier mal Klarheit herzustellen.
Fernsehmoment: [10:05] Ich bin sehr sicher, dass es genau richtig gewesen ist, was Friedrich Merz da entschieden hat, nämlich wirklich sowohl das Gesetz zu ändern, als auch die Anträge in den Deutschen Bundestag zu bringen. Weil das Klarheit schafft. Das schafft auch Klarheit für die Wählerinnen und Wähler, für die Bürgerinnen und Bürger. Und insbesondere konnten wir am Freitag ja wirklich nicht eine Abstimmungsniederlage der Union erleben, sondern den Offenbarungseid von Rot-Grün.
Stefan: [10:29] Ja, was ziehst du denn dich so an? Das ist ja kein Wunder, dass die Falschen komisch auf dich gucken. Das ist jetzt der Offenbarungseid von Rot-Grün, die einfach das Vernünftige nicht mitmachen, während die CDUler auf der Parteitagsbühne und im Ortsverein und hier in der Staatskanzlei schon sagen, das Vernünftige ist die AfD-Politik, auf der aber nicht AfD-Politik draufsteht, weil die ist ja von uns, die ist ja CDU-Politik. Boris Rhein noch weiter. Es war seine Pflicht. Das ist natürlich die Lieblingsausrede.
Fernsehmoment: [11:00] Aber ich will das schon nochmal sagen. Wir können uns natürlich nicht von einer Regierung vorschreiben lassen, als Opposition, welche Themen wir in den Deutschen Bundestag einbringen. Was ist das für ein Verständnis von Parlamentarismus und Demokratie, wenn man das von der Opposition erwartet? Und deswegen, es war unsere Pflicht, das so zu tun und wirklich sehr deutlich zu machen. Hier steht die Union, das ist unser Angebot und darüber können die Wählerinnen und Wähler jetzt am 23.02. entscheiden.
Stefan: [11:27] Da habe ich sogar ein bisschen Nachsicht, denn die Demokratie-Mathematik sagt nun mal, Mehrheit ist Mehrheit. Typischerweise hat eine Regierung eine Mehrheit, in dem Falle nicht. Was bedeutet, dass die Opposition eine Mehrheit herstellen kann? Okay, in der Hinsicht, ja, ja, Zusammenarbeit heißt in dem Falle nicht, man hat sich koordiniert abgesprochen, vielleicht gemeinsam noch ein Bier getrunken, sondern nein, man hat einen Antrag eingebracht, von dem eine andere Oppositionspartei meinte, das haben sie doch bei uns abgeschrieben. Das ist das eine die AfD, das andere ist die CDU.
Stefan: [12:00] Hier muss man allerdings, wurde ja auch vielfältig gemacht, Friedrich Merz die Frage stellen, wenn du keine Geduld hast, es abzuwarten, dann ist das auch ein Problem. Denn wir lieben die Legitimation durch Verfahren und was wir nicht so mögen, sind Mehrheiten durch Impulskontrollstörung. Also hier wurde eine Lücke im System, die sich nun einfach mal ergab, ein Riss im Raum Zeitkontinuum politisch ausgenutzt, nämlich dass eine Bundesregierung zerfällt und eine Bundestagswahl nicht sofort stattfindet, sondern da kurze Momente, wie wir eigentlich sagen, des Wahlkampfs, der Besinnung, der Ansprache, des Plädoyers stattfindet. Und stattdessen sollte da jetzt plötzlich im Bundestag Mehrheiten organisiert werden.
Stefan: [12:46] Macht man dann und dann kommt es halt, wie es kommt. Wir haben plötzlich eine hartrechte Mehrheit im Bundestag, die sich auch auslebt. Uncool, denn wir, anders als Merz, der es nicht erwarten kann, denken ja im Kopf so ein bisschen voraus, was ist denn eigentlich danach. Nun gut, das heutige Journal zeigt auch Friedrich Merz auf der Parteitagsbühne. Wahrscheinlich, glaube ich, mit dem gleichen Spruch wie wir eben, nur nochmal ein bisschen länger. Denn jetzt kommt, was ich für sehr bedenklich halte und beim Blick nach Amerika auch für sehr gefährlich, denn wir könnten unendlich lange über juristische, politische, traditionelle, vielleicht auch ein bisschen Geschichte des politischen Denkens, die Geschichte des politischen Kommentars, was auch immer. Wir haben sehr viele Dimensionen, auf denen man Debatten führen kann. Und dann kommt aber eine alles übertrumpfende Megadimension. Und genau das haben wir in Amerika auch erlebt.
Fernsehmoment: [13:43] Es gibt keine Zusammenarbeit, es gibt keine Duldung, es gibt keine Minderheitsregierung. Sie ist der wichtigste Gegner für uns in diesem Wahlkampf. Wir wollen sie wieder klein machen, sie wollen wieder zu einer Randerscheinung machen. Da, wo sie hingehört, liebe Freundinnen und Freunde. Und da gibt es kein Wenn und kein Aber, gar nichts gibt es da. Das kommt an, ein fast befreiender Applaus folgt.
Stefan: [14:06] Ja, denn das sind diese Appelle, die am Ende sagen, jetzt muss der Wähler entscheiden. Jetzt ist der Wähler dran, wir haben unseren Talk, unseren Action präsentiert und wir setzen ein bisschen darauf, dass der Wähler die Geschichte nicht ganz so genau weiß und auch nicht genau weiß, was in den Gesetzbüchern steht und am Ende angetan ist von etwas, das wir tun. Wir hören hier die Delegierten, die versuchen schon diese Normalisierung von diesen ganzen Vergehen. Die muss natürlich wieder mit Talk begleitet werden. Also die Delegierten auf den Parteitagen drehen dann die Schraube nochmal ein bisschen enger. Das sind ja aus Gründen nicht die normalen Ortsverbandsleute, sondern eben diejenigen, die sich da haben entsenden lassen. Die sind also ein bisschen wortgewandter und die, ja wortgewandter heißt hier auch ein bisschen gefährlicher.
Fernsehmoment: [15:05] Von vielen Menschen auf der Straße schon auch Bedenken gehört, aber ein großer Teil der Menschen sagt, wir müssen jetzt etwas ändern. Ich hätte mir das vielleicht auch anders vorgestellt oder wenn man mich gefragt hätte, hätte ich es anders gemacht. Aber ich fand, jetzt sind die Positionen klar, jetzt weiß man, woran man ist und jetzt entscheiden die Wählerinnen und Wähler. Es wurden viele Diskussionen geführt, aber die Stimmung ist bei mir im Wahlkreis nicht wirklich schlecht gewesen. Ganz im Gegenteil.
Stefan: [15:30] Die Stimmung ist gut und der Wähler weiß jetzt, woran er ist. Nämlich, die CDU arbeitet mit der AfD zusammen. Jetzt ist endlich Klarheit und jetzt muss der Wähler entscheiden. Deutschland trennt, der Wähler entscheidet schon mal so ein bisschen. Also hier werden jetzt die Renditen eingefahren.
Fernsehmoment: [15:46] Schauen wir ganz konkret, wie die Menschen auf das Vorgehen der Union letzte Woche blicken. Da sagen nämlich 43 Prozent, es war grundsätzlich richtig, was zur Abstimmung gestellt wurde. Und ich finde es auch okay, dass dafür AfD-Stimmen in Kauf genommen wurden. Weitere 23 Prozent fanden es inhaltlich richtig, aber nicht okay, dass dafür AfD-Stimmen in Kauf genommen wurden. 27 Prozent sagen, ich finde es weder inhaltlich richtig, noch in der Form und Art und Weise, wie das passiert ist. Und was diese Grafik uns zeigt, ist die unteren beiden Ebenen. Da zeigt sich, 50 Prozent finden es falsch, dass AfD-Stimmen in Kauf genommen wurden. Aber was die Grafik auch zeigt, nämlich die oberen beiden Balken, zwei Drittel der Menschen finden es inhaltlich richtig, was die Union da in den Bundestag eingebracht hat.
Stefan: [16:36] Ja, also hier kann man sich die kleine Unschärfeparadoxie mal in Zahlen ausgedrückt anschauen. Eine Mehrheit ist für AfD-Politik, aber eine Mehrheit ist auch dagegen, dass die AfD diese Politik mitmacht. Was bedeutet, wenn jetzt über diese Gemengenlage die Politiker der Regierung motiviert werden, AfD-Politik zu machen und die AfD macht aber auch AfD-Politik, dann macht Regierung und Opposition dasselbe. Und dann haben wir es mit Schieflagen zu tun, die wir jetzt in Amerika schon sehen, dass man zum Beispiel feststellt, 67-jährige Männer haben zwei große Probleme in ihrem Leben. Nämlich zum einen, dass die Ehefrau alt ist und Krebs hat. Und jetzt sind sie aber wütend wegen irgendwas. Keine Ahnung, es ist ja so, keine Ahnung, was haben wir zuletzt gehört? Die Butter ist zu teuer oder so. Also wählen sie dann Donald Trump. Und das Erste, was sie nach der Wahl hören, ist, dass die billige Pflegekraft aus Mexiko, die sie zu Hause haben, die ist also für 800 statt, in Deutschland auch, Pflegeplatz 2800 Euro, die ist also für 800 macht, die wird jetzt gejagt vom Staat, also die steht ihm bald nicht mehr zur Verfügung, da muss er seine Frau selber pflegen. Und die Krebsstudie, in der er seine Frau ist, die ist auch gerade gekanzelt worden.
Stefan: [17:53] Also ich, ja, Paradoxien gehen halt nicht auf am Ende. Also wenn man eine Paradoxie hat, dann hat man eine Paradoxie. Die kann man, das unterscheidet sie von Problemen, nicht lösen. Man kann sie nur ablösen. Man muss sie sozusagen verarbeiten. Man kriegt sie aber nicht aufgelöst. Man kann nicht gleichzeitig Menschen hassen und den Fortschritt, der einem den Boden unter den Füßen wegzieht, weil man versteht das ja gar nicht mehr, und gleichzeitig auf die Resultate des Fortschritts, also irgendwelche Medikamente warten und billige Arbeitskräfte im Land haben. Also das geht nicht auf und das wird in Amerika jetzt zu spät festgestellt. Rücken, die einmal eingerissen sind, sind eingerissen. In Deutschland stehen die Brücken noch, aber diese Zahlen hier sind schon bedenkt.
Fernsehmoment: [18:43] Ein sehr klares Meinungsbild gibt es bei der stärksten Form der Zusammenarbeit zwischen Parteien, also in einer Regierungskoalition. Da sieht nämlich eine klare Mehrheit von 66 Prozent, dass sie das nicht akzeptabel finden. Eine Minderheit von 28 Prozent findet es akzeptabel.
Stefan: [18:59] Also eine Regierungskoalition mit der AfD findet nur 66 Prozent nicht akzeptabel. Bei dem Rest muss man sich mal so ein bisschen fragen. Ich habe es ja hier auch liegen. Ich kann ja nur mal die alten Republiken. Mein Buch. Ich lese nur den Buchdeckel vor. Man hätte es kommen sehen können, ab 2023 wechseln 18 Millionen Boomer die Seite vom Erwerbsleben ins Rentenalter. Im selben Zeitraum feiern aber nur 11 Millionen Menschen ihren 18. Geburtstag. Wohlwollend aufgerundet. Wir stehen vor einem jahrzehntelangen Demografie- und damit auch Demokratiegewitter. Dass der Generationenvertrag nicht mehr aufgehen wird, liegt auf der Hand pipapo. Auf der Seite der Action, der politischen Action, geht es nicht auf. 1 plus 1 ist nicht 2. Und jetzt machen wir einen Talk dazu, indem wir einfach sagen, 1 plus 1 ist 7000. Das stimmt einfach nicht. Wir werden hier belogen und entsprechend gucken wir gleich das TV-Duell vorher noch zur Einstimmung einklipp. Merz und Söder äußern sich zur AfD auf einer CSU-Veranstaltung.
Stefan: [25:34] Wir haben also hier zwei Testballons von der CDU, oder genauer gesagt von Friedrich Merz, selbst gegen seine eigene Partei teilweise, indem er einfach die Wette eingegangen ist, es wird sich in den Umfragen auszahlen. Wir werden zumindest nicht noch weiter abstürzen und ich habe für mich Klarheit, kann ich jetzt mit der AfD zusammenarbeiten oder nicht. Und in diesem Podcast, den ich da gerade genannt habe, wird ja, also jeder Einzelne kommt ja immer wieder auf die Frage zu sprechen, aber ist nicht Friedrich Merz im Grunde integer? Wenn ich ihn auf der kleinen Bühne reden höre, dann bin ich überzeugt, der hasst die AfD. Der würde mit der auch nichts machen. Aber Friedrich Merz, und das ist ja sein größtes Problem, hat ja ein gewisses unauthentisches politisches Gemüt. Und allein dadurch, dass wir alle fühlen, die Bundestagswahl nutzt er nur für sein eigenes Ego. Er möchte seiner Partei und sich selbst und seiner Frau nochmal zeigen, ich wäre der bessere Kanzler damals gewesen.
Stefan: [26:39] Kohls Mädchen stand mir im Weg und jetzt bin ich super reich geworden und das muss ich nochmal ausbügeln. Also es ist eine rein biografische Entscheidung, keine politische, jetzt Bundeskanzler zu werden. Würde er in Kauf nehmen? Die CDU an der AfD nicht nur zerbricht, sondern existenziell scheitert. Die Hauptsache, er war mal Bundeskanzler. Absolut. Merz würde alles verkaufen, dafür CDU-Kanzler zu sein. In deren Sicht, ja, Scholz, genau so. Das waren zwei Testballons, die gezielt und rigoros haben am Mittwoch diesen Appellantrag, diesen Entschließungsantrag an eine Bundesregierung. Dann diesen ganzen Stress, der medial da stattfindet, große Demo-Ankündigung und am Freitag zieht Merz einfach durch. Also dieser zweite Testballon, der hat uns doch gezeigt, Merz zieht durch am Ende. Und er versucht sich jetzt hier rauszureden. Und mit einem Spruch, bei dem ich denke, will er uns alle veräppeln. Was ist mit diesen zwei Journalisten? Können die das nicht kurz aufgreifen? Das ist doch auch ein bisschen witzig, was hier stattfindet.
Fernsehmoment: [28:06] Es gibt keine Gemeinsamkeiten zwischen AfD und Union. In keiner Koalition, in keiner Duldungssituation. Nein, und das habe ich nun wirklich hinreichend klar und deutlich gesagt. Und ich glaube, Herr Scholz, Sie wissen das auch. Wir beide kennen uns gut genug, Sie kennen mich. Dass so etwas nicht in Frage kommt. Und es war in der vorletzten Woche auch keine Zusammenarbeit, anders als es von verschiedenen Seiten behauptet wurde. Es hat allerdings ein Ereignis gegeben. Und auf dieses Ereignis möchte ich gerne noch einmal zu sprechen kommen. Dürfen wir das Inhaltliche trennen?
Stefan: [28:36] Er möchte unbedingt noch mal auf dieses Ereignis zu sprechen kommen. Macht er gleich auch. Das Messer war 30 Zentimeter. Es waren sieben Stiche in das zweijährige Kind, um es zu töten. Nun hat er hier diesen Spruch gemacht, Sie kennen mich. Was natürlich bei Scholz so, Sie kennen mich, diesen Spruch kenne ich doch. Ja, wir kennen Sie jetzt, Herr Merz, Sie sind nicht Angela Merkel, Sie würden einfach alles verkaufen, Hauptsache Kanzler. Selbst Ihre eigene Partei ist Ihnen da egal. Wenn Sie eine Mehrheit brauchen, bauen Sie sich eine und Sie werden ja auch eine haben. Scholz legt jetzt nochmal nach, getriggert durch den Sie kennen mich Satz.
Fernsehmoment: [29:12] Es wird diese Zusammenarbeit nicht geben. Ist das etwas, was Sie jetzt glauben, Herr Scholz? Nein, ich weiß nicht, wie es sein wird. Ich habe öffentlich und in vielen Hintergründen wochen- und monatelang gesagt, dass ich Herrn Merz glaube, entsprechend seiner Aussage aus dem November letzten Jahres zu handeln. Was ja auch die ehemalige Bundeskanzlerin Merkel noch einmal in Erinnerung gerufen hat. Das war ja sehr präzise. Und da wurde schon von Herrn Merz gesagt, das, was er jetzt gemacht hat, ist eine Zusammenarbeit, die er ausschließt. So waren seine Worte vom November. Aber jetzt hat er das gemacht und in Kauf genommen. Ich sage nochmal, für gar nichts, was irgendwie dabei rausgekommen ist. Und das ist ein Wort- und Tabubruch. Und deshalb kann ich mir leider nicht mehr sicher sein. Ich wünsche es mir natürlich, aber ich bin mir nicht sicher.
Stefan: [29:55] Das ist schon ziemlich scharf formuliert. Das hätte man viel schärfer formulieren müssen. Herr Merz, Sie sagen, Sie kennen mich. Ja, wir kennen Sie. Wissen Sie woher? Wir haben Sie letzte Woche kennengelernt. Sie ziehen durch. Sie machen hier Tatsachen. Sie wollen Ihre Biografie veredeln. Sie wollen Kanzler werden zu jedem Preis. und dann hätte Scholz appellieren müssen, tun sie es nicht. Das wäre stark gewesen, aber tun sie es nicht. Das hätte er so stehen lassen müssen. Das wäre gut gewesen. Merz versucht jetzt, nachdem er zuerst ein Sie kennen mich, braucht keine Argumentation juristischer, politischer, historischer Natur, Sie kennen mich, sich so rauszureden. Jetzt kommt er plötzlich drauf und wir kennen ja auch Sie.
Fernsehmoment: [30:38] Ich zeige es Ihnen jetzt doch mal, Herr Bundeskanzler. Sie haben das ja im letzten Jahr bei einer Gelegenheit vorletzten Jahr mal in einem Interview mit der Thüringer Allgemeinen Zeitung gesagt. Da haben Sie gesagt, aber wenn die Stimmen der AfD für die Mehrheit benötigt werden, Ihre Antwort, das ist doch keine Zusammenarbeit. Und dann sind Sie gefragt worden, aha, wenn die Mehrheit dank der AfD entsteht, das ist dann egal. Daraufhin antworten Sie, mir scheint hier etwas künstlich auf der kommunalen Ebene problematisiert zu werden, das weder im Bundestag noch in den 16 Landtagen zum Problem würde. Und da kommt der entscheidende Satz. Niemand sollte sich davon abhängig machen, wie die AfD abstimmt. Ende des Zitats Olaf Schott. Also klarer kann man es nicht mehr sagen. Klarer sage ich es auch nicht. Es ist klar.
Stefan: [31:24] Ja, was wir auf kommunaler Ebene in der Stadt feststellen, ist ja hier in Frankfurt zum Beispiel in Altsachs. Die Leute können da nicht mehr wohnen, weil einfach jeden Freitag bis Sonntag irgendeine Abi-Party stattfindet. Egal, ob gerade irgendwas war oder nicht. und da ist einfach laut und da werden die Bässe durchgeballert. Auf der Straße ist rumgekotzt, die Leute nehmen diese komischen, Drogen da, ihr Gas und Fallen, ich habe das in Videos gesehen, senkrecht stehend, einfach gerade um. Und man denkt sich so, aber da war noch eine Treppenstufe. Ja, und deswegen ist der jetzt auch tot. So, das ist die Situation. Wenn man sich dagegen wehren möchte, Frankfurt ist ein aufgeklärtes Staat, da geht man nicht zur AfD, aber um diese Art von Sicherheit und Ordnung kümmern sich beispielsweise die Bürger für Frankfurt. Das klingt schon dem Namen nach nicht nach links oder grün oder volt oder irgendwas. Ja genau, weil da diese Parteien interessiert das einfach nicht. Also muss man auf kommunaler Ebene mal so ein bisschen in den sauren Apfel beißen und ich könnte mir vorstellen, dass es Orte in Deutschland gibt, wo es einfach heißt, sorry, aber wenn du hier diese Art von, fragt mal bei der AfD an.
Stefan: [32:32] Und in diese saure Äpfel muss man dann beißen, wenn man, also das kennen wir ja, ich habe diesen Text im Salon der 29er gelesen, in Amerika gibt es auf kommunaler Ebene einfach keine Demokraten mehr. Egal welches Anliegen man hat, man weiß, man muss zum Republikaner Ortsverband gehen. Und so ist das in Deutschland auch ein bisschen. Was aber noch lange nicht heißt, dass man diese kleinen kommunalpolitischen, mein Leben muss ein bisschen besser sein, ich möchte hier Recht und Ordnung, ich fordere kein neues Gesetz, Ich will nur, dass die Emissionsschutzgesetze zum Beispiel zum Lärm von Bass 4 Uhr nachts eingehalten werden. Das hat gar nichts damit zu tun, ob man mit der AfD im Deutschen Bundestag, wo die Fernsehkameras zuschauen, zum Lieblingsthema der AfD eine gemeinsame Mehrheit hinstellt, in der man deren Gesetz ins Parlament einbringt. Also da gibt es einfach kategoriale Unterschiede. Und die macht Merz hier einfach beim Blick auf Scholz, baut er die riesig auf, beim Blick auf sich selbst, sie kennen mich, ich gehe doch jetzt hier nicht ins Detail. Ich gehe doch jetzt nicht in diesen Sumpf. Sie kennen mich. Da redet er sich einfach raus. Also das ist einfach verlogen, es so zu machen. Klar, er hat es hier so gemacht. Merz expliziert mal so ein paar Details. Er ist einfach impulsiv und er kann da wohl auch wenig gegen tun.
Fernsehmoment: [33:54] Ich habe meine Meinung sehr klar begründet, auch in der Erwiderung auf Ihre, Regierungserklärung, Herr Bundeskanzler. Ich habe gesagt und ich wiederhole es hier, dass ich es mit meinem Gewissen nicht mehr verantworten konnte und kann, wenn nach einem solchen schweren Vorfall wie in Aschaffenburg ein zweijähriges Kind mit sieben Messerstichen, einem 30 Zentimeter langen Küchenmesser von einem ausreisepflichtigen Asylbewerber ermordet wird, dazu ein 41-jähriger Familienvater, der helfen wollte, ein weiteres Kind schwer verletzt, ein weiterer Mann schwer verletzt, dass ich es nicht mehr verantworten kann, dass wir eine Regierungserklärung hören, in der beschrieben wird, was er alles gemacht hat, die Verantwortung für den Vollzug den Ländern zugeordnet wird, insbesondere Bayern in diesem Fall, und gesagt wird, damit war im Grunde genommen mehr nicht zu machen und alles, was Sie ja Merz vorschlagen, ist rechtswidrig, verfassungswidrig, europarechtswidrig. Damit war ich nicht einverstanden.
Stefan: [34:52] Das bedeutet auch, Merz ist erpressbar.
Stefan: [34:56] Ein Terroranschlag im Rahmen, wie sich die Unikliniken zum Beispiel darauf vorbereiten, so mittelgroße Lagen, 300 Tote innerhalb einer Stunde, wie geht man damit um? Krankenhäuser machen das natürlich im Planspiel, da wird das so durchgespielt, was bedeutet das für welche Station, wenn es heißt, keine Ahnung, gelber Alarm, 70 Krankenwagen rücken aus, drei Hubschrauber, wir erwarten 300 Leute in einer Stunde. Das muss man natürlich nicht nur im Krankenhaus planen, sondern es wäre auch gut, wenn man das im Kanzleramt plant. Was machen wir, wenn eine Horde Islamisten, bei der noch nicht sicher ist, ob sie als Flüchtlinge nach Deutschland kamen, 700 Menschen in Stuttgart töten? Menschenansammlungen gibt es ja überall. Was machen wir dann? Gibt es dann noch Programme und Verfahren oder ist dann kurzer Prozess? Und Merz verspricht uns hier kurzen Prozess. Was für diese Terroristen bedeutet, okay, ich möchte hier gerne kurz einen Prozess, dann weiß ich, was ich zu tun habe. Also ich halte diese, wir stellen das ja immer so im politischen Gespräch als, kann er Kanzler, was heißt eigentlich diese Frage, kann er Kanzler? Das sind genau diese Fragen. Was ist, wenn das Flugzeug ins Stadion abgestürzt ist? Können wir dann darauf vertrauen, dass der eine, auf den es ankommt, noch mitdenkt und nachdenkt? Oder ist er am Ende von seinen eigenen Handlungen überrascht? Und Merz zeigt uns hier, sie kennen mich. Sie haben mich letzte Woche im Bundestag gesehen.
Fernsehmoment: [37:31] Mich schmerzt, Frau Illner, dass wir in diesem Lande Demonstrationen haben, die über dieses Thema Kampf gegen Rechts geführt werden, aber kaum jemand in unserem Land noch an die Opfer denkt, an die Familien denkt und dafür vielleicht mal auf die Straße geht.
Stefan: [37:48] Ja, wir haben sehr viele Kinder, die große Opfer sind in Deutschland, aber nicht von Migration, sondern von CDU-Politik. Und da gehen auch sehr viele Leute auf die Straße. Und was mich schmerzt, ist, Herr Merz, Herr Schmerz, Dass sie das nicht interessiert. Aber gut, es ist, wie es ist. Scholz, und jetzt kommen wir in diese Lage, ich habe es vorhin schon mal kurz angesprochen. Wenn die CDU jetzt AfD-Politik macht und wir uns alle darüber freuen, dass die AfD aber da ausgeschlossen ist, dann haben wir eine ununterscheidbare Koalition aus Regierung und Opposition. Denn es nützt ja nichts, wenn ein impulskontrollgestörter Kanzler-AfD-Politik macht, dass es sich von der Opposition oder Terroristen treiben lässt, wenn alle in der gleichen Suppe schwimmen. Und Scholz, ich will auch in diese Suppe.
Fernsehmoment: [38:40] Und ich sage hier ganz laut und klar, damit es jeder auch hören kann, es hat noch nie schärfere Gesetze gegeben als die, die ich durchgesetzt habe. Und die Wirkung, die sehen wir jetzt. Ich habe mich, als die Zahlen hochgingen, 22 darum gekümmert. Ich habe im Jahre 23 mich mit den Ländern verständigt, weil man handeln muss. Da haben nämlich alle Rechte, die das sagen.
Stefan: [39:00] Als die Zahlen hochgingen. Welche Zahlen gehen hoch? Also es gehen jetzt jeden Tag doppelt so viele Menschen in Rente, wie geboren werden. Diese Zahlen gehen also sehr hoch. Das sind 18 Millionen Menschen, ich habe es ja vorgelesen, bis 2035. In der Zeit werden 11 Millionen volljährig, das heißt, das ist eine Lücke von 7 Millionen Menschen. Die einfach fehlen im Bewerbspersonenpotenzial. Das sind also zweistellige Prozentbereiche. Für manche Branchen heißt das, für zwei Leute gehen in Rente, einer kommt nach. Und für manche Branchen heißt das, drei Leute gehen in Rente, niemand kommt nach. Niemand, einfach null. Der Nachwuchs ist null. So, diese Zahlen gehen hoch. Deutschland tut gut daran, für das Ausland ein attraktives Land zu sein. Da kann man natürlich irgendwie eine analytische Unterscheidung zwischen Fachkräftezuwanderung und Migration machen, aber typischerweise ist die Migration zur Hälfte minderjährig. Was bedeutet, das sind Fachkräfte, die wir uns herstellen können durch ein Bildungssystem, das allerdings funktionieren muss. Null Diskussion dazu. Stattdessen Scholz verfangen in diesen Migrationsdebatten, weil auch die Journalisten glauben, wir können jetzt auf keinen Fall über andere Sachen reden als über Migration. Entsprechend Scholz hammerhart.
Fernsehmoment: [40:24] Ich muss ausdrücklich sagen, das ist erst mal passiert, was ich durchgesetzt habe. Und jetzt kommt der nächste Schritt, der ist, dass er vorschlägt, es kann jemand Asyl sagen, wir schicken ihn rüber. Da hat schon der österreichische Kanzler gesagt, den lassen wir gar nicht rein. Da hat der polnische Ministerpräsident gesagt, den lassen wir gar nicht rein. Schon haben wir eine europäische Krise. Das größte Land Europas mittendrin ist dasjenige, was das europäische Recht bricht. Das schlägt Herr Merz wirklich für Europa vor, wo wir in Kürze auf ganz Europa angewiesen sein werden, wenn wir Zollpolitik vonseiten der amerikanischen Regierung bekommen, die sich oft gegen Deutschland richten wird und die wir nur gemeinsam zurückweisen können. Es ist gegen deutsche Interessen, was Herr Marz hier vorschlägt. Es ist gegen alles, was für unser Landeswohl, für das Wohl unseres Landes von größter Bedeutung ist. Und deshalb sage ich, warum soll man so doof sein? Ich sage es mit diesen klaren Worten. Warum soll man so doof sein? Dass in dem Augenblick, in dem Deutschland endlich unter meiner Führung nach vielen Jahren durchgesetzt hat, wofür wir lange gekämpft haben, dass diejenigen, die in ihren Ländern das Verfahren durchführen müssen, wieder zurücknehmen. Dass wir dann sagen, aber kurz vor Schluss halten wir uns nicht an das Recht und machen Ausnahmeregeln geltend, die vor dem Europäischen Gerichtshof und vor jedem Verwaltungsgericht in Deutschland schon mehrfach gescheitert sind. Herr Merz würde nach einer Woche damit leben müssen, dass alle seine Ankündigungen nur noch Makulatur sind, weil sie von Gerichten aufgehoben sind.
Stefan: [41:53] Ja, das ist wirklich wahnsinnig interessant, denn Merz oder Scholz kommt hier darauf zu sprechen. Dass es immer noch Gesetze und Recht gibt und nicht nur öffentliche Meinung. Und wenn man öffentliche Meinung einpreist, dann haben die anderen Länder auch öffentliche Meinungen und entsprechende Regierungschefs, die impulsiv wie Merz danach handeln. Jetzt sitzen wir als Spinne im Netz, keine EU-Außengrenzen bei uns. Was bedeutet, wir können uns vogelfrei erklären. Niemand darf laut Gesetz zu uns kommen. Was aber bedeutet, umso mehr man den eigenen Wählern entgegenkommt, die das wollen, dass niemand kommt, umso mehr vergrämt man sich die europäischen Nachbarn politisch. Was jetzt zu diesem zweigleisigen Phänomen führt, dass Friedrich Merz als derjenige gilt, der niemals mit der AfD zusammenarbeitet. Ich habe ihn im Gespräch gesehen, er ist wirklich voll überzeugt und so. Da kann man ja Miriam Lau, oder wie sie heißt, von der Zeit, die macht das immer besonders deutlich. Nee, der würde das nie, das würde der nicht verkraften, die AfD, die hasst er wirklich und so. Ja, ja, ja, schon gut. Das zweite ist, alle erzählen uns immer, also der Merz ist ein echter Europäer. Scholz hat ja das Verhältnis zu Frankreich ein bisschen schleifen lassen und so. Und man denkt sich so, ja, da fand vielleicht nicht besonders viel Talk statt. Und wir kennen ja Macrons große Ansinnen, jetzt macht er gerade seinen AI-Summit, wie auch immer.
Stefan: [43:21] Und nicht mal bei der Notre-Dame-Wiederöffnung war Scholz anwesend. Nur im März überzieht die Europäer, unsere Nachbarn, nicht nur mit irgendwelchem politischen Talk, der nicht stattfindet, sondern mit echter Action. Und das wird nirgendwo als, oh, endlich ist der große Europäer da. Er schickt uns eine Million Migranten. Ist ja völlig absurd. Die Stimmung ist doch in anderen Ländern genauso wie hier. Es gibt diesen Ausweg einfach nirgendwo, der uns hier vorgeschlagen wird. Implizit von der Moderation, explizit von Friedrich Merz. Einfach völlig absurd. Dieses TV-Duell selbst verläuft natürlich, wie es so verläuft. Man denkt sich so, krass, wir haben jetzt so viel über Migration gesprochen. Wechseln wir doch mal das Thema. Allerdings, welches Thema bleibt der?
Fernsehmoment: [44:09] Auf Basis der Dinge, die wir durchgesetzt haben, ohne dass wir ganz Europa in die Luft jagen. Zurückgegangen. Auch diese Zahlen sind in Österreich und in der Schweiz zurückgegangen, ohne dass diese Länder etwas an ihrem Grenzregime verändert haben. Wir müssen aber mit Blick auf die Uhr unbedingt noch schaffen, über die Abschiebungen zu reden. Herr Scholz, auch da.
Stefan: [44:28] So, jetzt haben wir so viel über Migration gesprochen, jetzt müssen wir noch ein bisschen über Migration reden. Abschiebung ist ein Migrationsthema. Wie kann man denn, oh ja, den haben wir jetzt ganz schön viel, also ich verstehe das nicht. Das ist einfach deutsche Debattenführung. Das TV-Duell war sehr viele Themen. Remigration, Demigration, Europas oder deutsche Grenzen, Zuwanderung, Immigration und das war’s. Zeit ist vorbei. Mit Blick auf die Uhr. Vielen Dank. Scholz lobt sich nochmal ein bisschen dafür, am liebsten auch ein bisschen AfD-Politik machen zu wollen, wenn er denn nur und so weiter.
Fernsehmoment: [45:08] Ich habe zum Beispiel gefordert, dass wir mehr Abschiebeeinrichtungen in Deutschland bauen. Ich habe selber, als ich Hamburger Bürgermeister war, das mal gemacht. Und deshalb kann ich da schon darauf verweisen, dass solche Dinge auch möglich sind in Deutschland. Ich habe dafür gesorgt, dass man mehr Leute in Abschiebegewahrsam und Abschiebehaft nehmen kann. Ich habe dafür gesorgt, dass die ganzen Tricks, mit denen man sich der Abschiebung entzieht, per Gesetz abgeschafft werden und ich habe dafür gesorgt, dass es jetzt auch überall losgehen kann. Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass das in der Praxis auch funktioniert und deshalb will ich Ihnen sagen, wer glaubt, dass diese Baustelle schon bearbeitet, zu Ende bearbeitet ist, der irrt sich. Nein, da müssen wir noch viel tun, damit die Zahlen weiter hochgehen.
Stefan: [45:45] Ich habe dafür gesorgt, dass Menschen eher im Gefängnis, im Gewahrsam sterben, als auf der Straße rumzulaufen und vielleicht noch eine Arbeitsstelle anzunehmen. Feiern Sie mich, wählen Sie mich. Also das ist alles sehr schlimm. Ich möchte als letzten Clip aus diesem TV-Duell einen Clip von Friedrich Merz spielen. Ich habe uns den, finde ich, aussagekräftigsten erspart, denn wir haben ihn alle gesehen, wie Friedrich Merz nochmal emotionstrunken davon erzählt, oder habe ich den gespielt? Ich weiß gar nicht mehr. Wie viele Messerstiche, wie lang war das Messer? Warum konnte ich nicht anders denken und fühlen, als ich das im Fernsehen sah, so ungefähr. Ich bin wie Sie zu Hause, wählen Sie mich als Kanzler. Friedrich Merz hat hier noch einen sehr offenbarenden Spruch gemacht, denn es gab Änderungen im Gesetz durch die Grünen, die natürlich hier jetzt nicht, weil er auch kritisiert, Habeck ist nicht vor Ort und so. Friedrich Merz als Anwalt, der sehr viel Wirtschaftsanwaltskram, ja, ja, ich verkaufe für Sie diese Bank, Tageshonorar dafür 5000 Euro und jedes Mal, wenn Sie mich anrufen und fragen, haben Sie die Bank jetzt schon verkauft oder sollen wir Ihnen einfach weiter das Geld schicken, sagt er, ja, bitte schicken Sie mir weiter das Geld. Damit ist ja Merz erfolgreich im Mittelstand geworden. Mittelschicht.
Stefan: [47:11] Merz erklärt uns hier mal, wozu man Anwälte braucht, was Anwälte so tun und außerdem erklärt er uns, ich übersetze mal vorab, Herr Scholz, Anwälte sind was für reiche Leute.
Fernsehmoment: [47:24] Wenn Sie sagen, Sie hätten alles gemacht, ich will Ihnen mal einen konkreten Punkt sagen. Das haben die Grünen in ihrer Koalition durchgesetzt. Diejenigen, die im Abschiebegewahrsam sitzen, bekommen jetzt noch einen Pflichtverteidiger an die Seite gestellt, um noch einmal alle Tricks auszuprobieren, um sich doch einer Abschiebung zu entziehen. Nachdem alle Verfahren abgeschlossen sind, alle Anwälte beteiligt gewesen sind, rechtskräftig entschieden ist, sitzen die Leute in Abschiebehaft und sie stellen diesen Leuten noch einmal auf Steuerzahlerkosten einen Anwalt an die Seite, um nochmal alles zu versuchen, um der Abschiebung zu entgehen. Scholz, bitte, Sie leben nicht in dieser Welt. Was Sie hier erzählen, ist ein Märchenschloss, das hat mit dem, was in der Realität der Städte und Gemeinden in Deutschland stattfindet, kaum noch etwas zu tun. Es ist Wunschdenken, es ist Wahlkampf, aber es hat mit der Realität Ihrer drei Jahre in der Koalition kaum noch etwas zu tun.
Stefan: [48:24] Das war so eine geprobte Empörung, die in dem Moment gar nicht passte, finde ich. Aber gut. Wozu sind Anwälte da in Deutschland? Also anders als in Amerika, Anwälte dürfen ja nicht lügen für ihren Mandanten. Und im Grunde geht es ja hier darum, ein Anwalt ist da, um sicherzustellen, dass für alle die Verfahrensordnung eingehalten wird, damit es nicht nachträglich ist. Zur Änderung, Aufhebung, Revision, wie auch immer kommt, weil jemand am Verfahren rumknuspert. Also es ist ja in Deutschland ganz wichtig, Verfahren muss eingehalten werden. Dafür braucht man Anwalt, weil niemand kann sich vor Gericht oder in diesem Briefverkehr, na gut, jetzt mit dem GPT-Zeitalter schon, also das klappt erstaunlich gut, aber man braucht Anwälte, typischerweise. Die so ein bisschen ad hoc vor Gericht wäre ein bisschen komisch, wenn der Richter eine Frage stellt und man chattet erstmal drei Minuten mit GPT und dann antwortet man. Ginge aber auch, also in der Hinsicht. Aber nein, der Anwalt ist da, um das Verfahren abzusichern, damit das Resultat am Ende etwas geringere Revisions-Revidierungs-Chance hat. So, und auch sehr witzig finde ich, wie der Anwalt Friedrich Merz sagt, also wenn Anwälte eine Rolle, also da sind, wenn Anwälte den Raum betreten, ab dann wird, Zitat, getrickst.
Stefan: [49:42] Sehr gut, damit zeigt er uns doch, wie er selber seinen Beruf versteht.
Fernsehkommentar zum Duell
Stefan: [49:47] Wir schauen zum Nachklang zwei Clips noch aus der Tagesberichterstattung am 9., also vom Tage. Zum einen einen jungen Kommentator, der in den Tagesthemen ist.
Fernsehmoment: [50:00] Das TV-Duell Scholz gegen Merz und der Wahlkampfendspurt. Dazu hat unser Hauptstadt-Korrespondent Marc Fäuser vom Südwestrundfunk diese Meinung. Fangen wir mal mit der guten Nachricht an. Dieses TV-Duell war bis auf wenige Ausnahmen sachlich und ruhig im Ton. Dass man das überhaupt betonen muss, zeigt, was in diesem Wahlkampf bislang die Erwartungen sind. Eine kleine Spitze hier, ein bisschen Halbwahrheiten da, aber sonst ruhig.
Stefan: [50:28] Ausländer raus, Zukunft weg, alte Leute alleine lassen, Anwälte tricksen nur, aber keiner hat rumgeschrien. Das ist sehr gut. Naja, die Pointe dieser kleinen Fernsehmomente ist natürlich, dass fast jeder Clip hier ein Fernsehmoment ist, wie zum Beispiel auch dieser.
Fernsehmoment: [50:46] Wir sagen schon mal Tschüss für heute und beenden unsere Tagesthemenwoche. Aber hier geht es noch weiter mit einer Doku, in der es um das große Diskussionsthema im Moment geht. Abschiebung Impossible ist der Titel. Darin geht es um den schwierigen Prozess von Abschiebungen und woran sie oft scheitern.
Stefan: [51:05] Ja, also wir haben einen Fernsehabend gehabt, der vorbereitet wurde durch zwei Wochen Migrationsdebatte im Bundestag, Testbalance und so weiter und so fort. Dann kommt das TV-Duell, beginnt mit Migration, dann sagt Ilna, oh wir müssen das Migrationsthema jetzt mal beenden, wir müssen ja noch über Abschiebungen reden. Dann kommen die Nachrichten, in denen uns darüber erzählt und davon erzählt wird, wie im TV-Duell über Migration und Abschiebungen geredet wurde, um sich dann aus der Tagesthemen-Sendung zu verabschieden mit einem Hinweis auf und jetzt folgt eine Doku zum Thema Abschiebung. Was sollen wir noch sagen? Nichts mehr. Nächste Woche gibt es vor der Bundestagswahl natürlich noch einen Fernsehpodcast hier mit Mick, denn das geht so nicht. Wir müssen hier wirklich nochmal allen sagen, was sie jetzt wählen müssen, denn das Fernsehen hilft uns da nicht weiter und diese Podcasts auch nicht. Naja, bis denn.
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