Morgen DIE KINDERWÜSTE lesen

Wir haben uns für Demokratie und Marktwirtschaft entschieden, also lassen wir Familien verarmen und verweigern Kindern das Wählen..? Wir brauchen eine neue politische Diskussion über Familien, den Ort, an dem wir uns am längsten und liebsten aufhalten. Ich empfehle mein neues Buch.

5. März 2025, das Warten hat endlich ein Ende, die Sonne kommt raus, die Kinderwüste erscheint und Donald Trump geht zum Kongress und macht dort, nennen wir es mal, Politik. Wenn ihr heute die Kinderwüste bestellt, ist das Buch morgen bei euch, jedenfalls ist morgen der offizielle Erscheinungstermin. Stellt sich nur noch die Frage: ein Buch über Kinder und Familie?

Wozu jetzt? Müssen wir nicht erstmal die Infrastruktur und die Wehrfähigkeit und so weiter und so fort? Nein, wir brauchen jetzt ein neues Verständnis über Familie und über Kinder. Und ich habe mir überlegt, ich mache einen kleinen Bogenschlag. Wir überspannen jetzt ein paar Jahre, und ich lese aus der Altenrepublik. Die Altenrepublik ist also mein vorheriges Buch, 2022 erschienen. Das bedeutet, damals aktuell konnte ich über 100 Tage Joe Biden im Amt schreiben.

100 Tage Joe Biden im Amt bedeutet, er geht vor den Kongress und hält eine große Rede. Es ist keine State of the Union, genauso wenig wie von Donald Trump gestern. Nur hat er nicht mal 100 Tage gewartet, sondern einfach nur Firlefanz gemacht. Wahrscheinlich wollte er einfach die längste Rede aller Zeiten halten. Jedenfalls lese ich mal aus der vorherigen Amtszeit des vorherigen Präsidenten über die vorherige Idee, die heute verschüttgeht. Und wenn wir das hören, überlegen wir, wie wichtig das eigentlich auch heute noch ist, was hier steht.

Also, als Joe Biden am 28. April 2021, 100 Tage nach seiner Amtseinführung, seine erste Rede vor dem Kongress hielt, führte er Amerika in den Systemstreit mit China. Er sagte, Minister Blinken, sein Außenminister, könne bestätigen, dass er viel Zeit mit Präsident Xi verbracht habe. Er sei über 17.000 Meilen mit ihm gereist und habe, wie man ihm sagte, über 24 Stunden in privaten Gesprächen mit ihm verbracht. Als Xi ihn anrief, um ihm zu gratulieren, hatten sie ein zweistündiges Gespräch. Es sei Xi todernst damit, die bedeutendste und wichtigste Nation der Welt zu werden.

Kinderwüsten

Er und andere Autokraten seien der Meinung, dass die Demokratie im 21. Jahrhundert nicht mit Autokratien konkurrieren könne, weil es zu lange dauere, einen Konsens zu finden. Um diesen Wettbewerb um die Zukunft zu gewinnen, müsse man, so Biden, auch eine „Once-in-a-Generation“-Investition in unsere Familien und unsere Kinder tätigen. Das ist eine interessante Verknüpfung von Systemstreit mit China und Familie zu Hause, oder? Deshalb habe er, so Biden weiter, den American Families Plan vorgestellt, der sich mit vier der größten Herausforderungen befasst, vor denen amerikanische Familien und damit auch Amerika stehen.

Jetzt schreibe ich dazu weiter: Gute Bildung, bezahlbare Kinderbetreuung, finanzierte Elternzeit, Steuerfreibeträge für Kinder. Der Präsident sah sich auf dem – und jetzt wieder im Zitat aus der Rede – besten Weg, die Kinderarmut in Amerika in diesem Jahr zu halbieren. Also das sind mal Ansagen vor dem Kongress. Sagte er den Abgeordneten, das Weiße Haus rechnete das Programm anschließend durch. Insgesamt umfasst der American Families Plan 1,8 Billionen Dollar – Zitat aus der Rede – an Investitionen und Steuergutschriften für amerikanische Familien und Kinder über einen Zeitraum von zehn Jahren. Er besteht aus etwa einer Billion Dollar an Investitionen und 800 Milliarden Dollar an Steuersenkungen für amerikanische Familien und Arbeitnehmer.

So, das war also vor vier Jahren, als zuletzt ein amerikanischer Präsident frühzeitig eine quasi State of the Union hielt. Und wir haben ja die Rede gestern vielleicht nicht so im Ohr, wir haben ja Trump grundsätzlich im Ohr, wir wissen, was er da so für Quatsch redet. Wir wissen, dass dieser American Families Plan niemals Gesetz wurde, weil es eine einzige Gegenstimme gab: Joe Manchin, der bei den Demokraten die Senatorenmehrheit von einer Stimme nie verwirklichen konnte und damit alles zerschoss, was Biden vorhatte. Ich erinnere noch mal: Er hatte vor, 1,8 Billionen Euro auszugeben, Billionen, für Familien. Familien, weil sie die Speerspitze im Systemwettstreit mit China sind. Das ist eine merkwürdige Verquickung von Themen, um über Kinder und Familie zu reden – huch, plötzlich gar kein Gedöns-Thema, sondern es geht zur Sache.

Wenn wir eins sehen, gerade in Amerika, dann ist das ein Systemstreit. Gegen China, mit Russland, gegen Russland – das weiß man noch nicht so genau. Auf jeden Fall neuerdings auch gegen Europa. Was wir auch sehen, sind große Investitionsprogramme. Was wir nicht sehen, ist Familienpolitik. Also daher dieses Buch: Kinderwüste – wie die Politik Familien im Stich lässt. Und nicht glauben, hier geht es um Gedöns. Ich zähle hier alle Gesetze auf, die die Ampel liegen ließ – und damit meine ich alle. Sie ließ alle ihre Gesetze in diesem Thema liegen. Sie hatte große Ambitionen, es ging wirklich hoch her. Sagen wir es mal so: Es ist jetzt nicht ganz ein Joe Biden, 100 Tage im Amt, die Familien sind die Speerspitze im Systemwettstreit, um Amerikas Vorherrschaft in der Welt zu sichern. So ambitioniert war der Koalitionsvertrag nicht, aber es stand doch einiges drin, als Habeck, Schäuble, Schäuble, Scholz und Lindner ihren Koalitionsvertrag unterschrieben – und es ist nichts passiert.

Und ich möchte die These wagen: Jetzt haben wir den Salat. Wer die Familien aus dem Blick verliert, verliert alles aus dem Blick. Weil Familie nicht einfach nur Vater, Mutter, Kind bedeutet, sondern Familie ist der private Lebensraum, in dem wir uns am meisten und am liebsten aufhalten. Und über den brauchen wir jetzt politische Aufklärung. Wir haben genug emotionale Aufklärung, die Bücherregale sind voll.

Moralisch ist auch relativ viel gesagt – Kinder sind uns das Allerwichtigste. Was wir jetzt brauchen, ist politische Aufklärung. Politische Aufklärung in einer alten Republik, in der „Demo“ und Demografie immer noch alles überragen und bedrohen und wir ganz spezifisch über Kinder und die Wüste, die wir hinterlassen, reden müssen. Also hiermit empfohlen: Es ist auch ein bisschen kürzer als die Alpenrepublik, Altenrepublik. Ihr schafft das an einem Wochenende zu lesen. Und dann seid ihr klüger und nehmt an Diskursen teil, wie sie geführt werden sollten – und nicht an den Quatschdiskursen, die wir hier führen.


Alle Texte als Podcast (ki-gelesen) und demnächst REDAKTIONSSCHLUSS als kommentiertes Hörbuch (von mir gelesen) gibt es bei Steady.


2 Antworten

  1. Avatar von Philipp Vollbom
    Philipp Vollbom

    Ich habe es schon lange und sogar mit Widmung! Ätschi!

  2. […] das Buch Stefan Schulz in einer seiner zahlreichen Podcastbeteiligungen, dessen jüngstes Buch Die Kinderwüste ich wiederum gerade zu lesen begonnen […]

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