Jungsozialist Kevin Kühnert wird im Sommer 30 Jahre alt. Und doch zählt er zum jüngsten Zehntel der deutschen Wähler, so alt ist unsere Rentnerrepublik. Entsprechend verlaufen die Diskurse, wenn jemand wie er etwas sagt. In der „Zeit“ schlug er (sprechend denkend) vor, wieder Wert darauf zu legen, dass nicht egal ist, wer regiert. In einer marktwirtschaftlichen Demokratie kann die Politik Entscheidungen treffen und einen Unterschied machen. Politiker waren erschrocken und erzürnt, SPDler und CDUler kritisieren Kühnerts angeblichen Weg in eine DDR 2.0. Unter Wählern und in der Wissenschaft läuft die Diskussion dagegen anders: Unsere Marktwirtschaft werde missbraucht, sagt DIW-Chef Marcel Fratzscher und Radiohörer jubeln für Kevin Kühnert. Wer Kevin Kühnert vorwirft, er verlasse den demokratischen Diskurs, steht selbst schon halb draußen.
Die Grundsteuerreform steht an. Sie muss dieses Jahr erledigt werden und wird kommende Woche im Bundestag verhandelt. Frage: Ist jeder deutsche Quadratmeter gleich viel wert, oder lässt sich der höhere Bodenwert durch allgemeine Infrasturktur wie Supermärkte und Kindergärten in Fußweite, U-Bahn-Anbindungen zum Hauptbahnhof und Sicherheit durch Polizeistreifen irgendwie steuerlich abbilden? Können sich Eigentümer und Infrastrukturbauer (Kommunen) die Miete als Rendite nicht fairer aufteilen? Hamburg und Bayern sind strikt dagegen. Private Wohnungsbaugesellschaften argumentieren wie die AfD. Die Gründe dafür sind beim Profitkalkül zu suchen, doch da hängt doch noch einiges im Schlepptau. Wir diskutieren es heute vorsichtig an.
Vor 300.000 Jahren wurden die ersten homo sapiens geboren. Seit dem bevölkerten 100 Milliarden von ihnen die Erde. Das bedeutet: Rund 7 Prozent der gesamten Menschheit lebt jetzt gerade. Paul Morland bezeichnet dieses Phänomen eine Menschenwelle, „The Human Tide“, die über den Planeten hinwegschwappt und er bietet in seinem Buch Überlegungen an, die Menschheitsgeschichte der vergangenen 300 Jahre mit ihren Kriegen, Ausbeutungen und Verheißungen auch demografisch zu betrachten. Denn Demografie sei ein relevanter Akteur der Geschichte. Wir nehmen dieses Denkangebot an und gehen den roten Faden Demografie punktuell durch. Denn viele Fragen der kommenden deutschen „Rentnerrepublik“ werden hier mit globalem Blick behandelt.