1 Billion Euro Schattenhaushalt

Es wird nicht zu wenig politisch diskutiert, aber zu schräg. Meine Themenvorschläge für gradliniges und zielorientiertes politisches Diskutieren.

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Ich war dieser Tage bei Markus Lanz und halte an dieser Stelle meine Aussagen fest. Falls die Zeit mal reif ist für auskömmliche Finanzierung der Reproduktionsarbeit in Familien, die Renaissance der Kommunalpolitik, gute Wohnungen für Oma und Opa und natürlich ein bezahlbares Einkaufserlebnis im Supermarkt.

1. Superreich, aber an der Sozialkasse vorbei

Es liegt eine historische Entkopplung von volkswirtschaftlicher Wertschöpfung und der Finanzierung der Sozialsysteme vor. Während sich das Bruttoinlandsprodukt seit den 1980er Jahren verdoppelt hat, stagnierte das Lohnniveau, wodurch enorme Vermögenszuwächse realisiert wurden, ohne zur Stabilisierung der umlagefinanzierten Rentenkassen beizutragen.

Wir haben es geschafft superreich zu werden, aber dieses Vermögen an der Rentenkasse vorbeizulotzen und das fällt uns natürlich jetzt auf die Füße.

2. Sozialstaatsreform für die Reichen

Nachdem die Arbeitsmarktreformen der frühen 2000er Jahre primär die untere Einkommenshälfte in den Fokus nahmen, erfordert die Bewältigung des demografischen Wandels nun einen Paradigmenwechsel: Die Finanzierung der kommenden Dekaden muss durch eine stärkere Heranziehung der Vermögensseite erfolgen.

Vielleicht wird es jetzt Zeit für die nächsten 20 Jahre Sozialreformen, die die reichere Hälfte der Bevölkerung in den Blick nehmen.

3. Schattenhaushalt Familie

Die reproduktive Arbeit ist das Rückgrat der Volkswirtschaft, wird jedoch in nationalen Bilanzen ignoriert. Eine Monetarisierung dieser Leistung auf Mindestlohnniveau ergäbe ein Volumen von ca. einer Billion Euro jährlich – ein „Schattenhaushalt“, ohne den die Generierung künftigen Humankapitals nicht möglich ist.

Dieses Geld, diese Billionen Euro pro Jahr, ist ein ganz dunkler Schattenhaushalt, den wir in Deutschland auf jeden Fall verrechnen müssen, sonst fallen einfach die nächsten Jahrgänge aus.

4. Wohnkonzepte für die Älteren

Der Wohnungsmarkt leidet unter einem Allokationsproblem, bei dem ältere Generationen in großen Bestandsimmobilien verbleiben, während junge Familien keinen Wohnraum finden. Die Lösung liegt nicht im Neubau für Familien, sondern in der Schaffung attraktiver, gemeinschaftsorientierter Wohnformen für Senioren, um den Bestand fluktuieren zu lassen.

Liebe Baubranche, bitte für die Älteren bauen, nicht für die coolen, jungen Hipsterfamilien, die in die Städte ziehen. Die haben Wohnungen, die sie brauchen, nämlich da, wo die Alten schon drin wohnen.

5. Überreichtum und Kommunalpolitik

Die demografische Entwicklung fungiert als unweigerlicher Treiber für verteilungspolitische Debatten. Der objektive Problemdruck wird das Thema der extremen Vermögenskonzentration politisch unausweichlich machen, wobei kommunale Lösungsansätze eine Chance zur Revitalisierung demokratischer Wirksamkeit bieten.

Die Demografie wird den exzessiven Überreichtum in Deutschland in die Debatte holen.

Damit einen guten Rutsch ins nächste Chaosjahr 2026! 🚀

Eine Antwort

  1. Avatar von Florian Pacheco Züge
    Florian Pacheco Züge

    Lieber Stefan, vielen Dank für Deine Arbeit! Chapeaux! Ich kann nur beipflichten: Tax the Rich 🙂
    Nach drei Jahrzehnten der Privatisierung und Deregulierung können nun ein paar Jahrzehnte Kommunalisierung und Regulierung folgen 😉

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