Einsamkeit wächst mit dem Wohnraum

Freitag, 4. Januar 2019, 15:13 Uhr

In Deutschland sterben wir, ganz selbstverständlich, in den Häusern, die wir mit dreißig finanziert und gebaut haben. Genauso unhinterfragt ist Einsamkeit eines der größten Probleme, insbesondere alter Menschen. Gibt’s da denn keine Lösung? Wohnt man in der Schweiz in einer Genossenschaft, muss man umziehen, wenn die Kinder aus dem Haus sind. In Deutschland ist dieser Weg zum dichteren peer-group Wohnen häufig verbaut. Zu wertvoll sind uns unsere Wohnungsschätze, deren Preis wohl auch von der Mafia getrieben wird. Transparency International schätzt, dass zehn Prozent des deutschen Immobilienmarkts aus Geldwäsche besteht. Nur das Fernsehen bietet einen Ausweg und simuliert mit abendlichen Talkshows Geselligkeit im leeren Wohnzimmer.

Giandomenico Jardella

Ich gucke funks Dinge Erklärt zur Ensamkeit, SWR Nachtcafe zur Einsamkeit, ich höre SWR2 Forum übers Wohnen und noch Niklas Maak bei ARD alpha. (Transkript)

Journalismus nach #Relotius

Donnerstag, 20. Dezember 2018, 17:53 Uhr

Gute Reportagen schreiben und mit ihnen Journalistenpreise gewinnen ist „auch ein ethisches Problem“, schrieb Claudius Seidl schon 2010. Denn gute Reportagen verführen ihren Autor, zu verschleiern, dass sie nicht aus „Fleisch, Blut oder quietschenden Autoreifen“ bestehen, auch wenn sie davon handeln, sondern nur aus Worten, die ein Autor wählt, mit denen er wie ein Gott durch das Erleben seiner Leser pflügt. Doch wo ist die „asketische moralische Strenge“, die sich aus dieser Verantwortung ergibt? Beim Spiegel hat nicht nur ein Autor betrogen, sondern ein System versagt. Und ein ganzes jouranlistisches Genre ist daran gescheitert. Nur eingestehen will man es sich wieder einmal nicht. Fürs Schreiben der Rentnerrepublik denke ich heute etwas in Zeitnot darüber nach.

Roland Pernter

Ich lese Claudius Seidls Text von 2010 und Frank Schirrmachers Text von 2011. Erwähnt habe ich einen Text bei den Salonkomunisten und die Reportage von Spiegel-Chefr. Fichtner. Und zur Lektüre empfohlen ist hiermit der Text von Michele Anderson und Jake Krohn aus Fergus Falls.

Noch zwei unangesprochene, aber inhaltlich passende Verweise auf mich selbst. Ich habe 2013 über „Ausgedachte Wirklichkeiten“ geschrieben, und damit über eine Annäherung an Politik jenseits des Journalismus. Ich habe vergangenes Jahr in einem Vortrag umrissen, warum es Journalistenpreise gibt: Sie sind das einzige Forum der Verständigung, was guter Journalismus sei.

(Transkript, von Samuel korrigiertes Transkript (ohne Audio))

Migration als demographische Magie

Mittwoch, 28. November 2018, 13:24 Uhr

Wenn man in Japan hundert Überstunden in einem Monat ansammelt und im nächsten stirbt, geht man in die Karoshi-Statistik der Regierung ein. Es sei denn, man tötete sich selbst, dann ging man den freiwilligen Helfern der Präventionsvereine durch die Lappen, die um Brücken und Clippen spazieren, um Menschen vom Suizid abzuhalten. Man rutscht dann in eine andere Statistik. Wenn sie die Arbeitswelt überleben, ist die Chance inzwischen 50:50 für Neugeborene, einmal hundert Jahre alt zu werden. Mit nichts davon haben wir hier Erfahrung, doch in zehn Jahren sind das alles auch unsere Probleme. Es sei denn, wir denken über Migration neu nach und schaffen es, mehr als 1,57% Erbschaftssteuer zu erheben. Wir sind Protagonisten im spannendsten – und geheimsten – Thriller der westlichen Welt.

yukikei

Ich lese heute Economist, FAZ und gucke Tagesthemen und heute Journal (Transkript)